Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer 60864
Ort, Datierung
Abmessungen
46,5 x 11 x 5,5 cm
Inventarnummer
60864
Das Objekt war Teil des Forschungsprojektes „Geschichte und Provenienz der Ethnologischen Sammlungen Mylau Reichenbach" (2022). Aktueller Kenntnisstand und Zuschreibung des Objektes sind im Folgenden aus dem Projektbericht wiedergegeben:

Objektname: Garaya | Mooloru | Gurumi | Saiteninstrument
"Bei diesem Objekt könnte es sich um eine seltene, improvisierte Version eines Musikinstruments handeln, das als Garaya, Mooloru oder Gurumi bekannt ist und sowohl auf die Hausa- als auch auf die Fulani-Kultur zurückgeführt werden kann. Es ist aber auch möglich, dass es sich um ein völlig anderes Instrument handelt, das mit einer anderen Kultur/Bevölkerungsgruppe in Verbindung steht. Die genauere Untersuchung und der Abgleich dieses Instruments mit den Exemplaren in De Bruins (2005) „Atlas of plucked instruments“ zeigt, dass erstens die Stimmwirbel im Kopf dieses Instruments bei den im Atlas gezeigten Gurumi nicht vorhanden sind. Zweitens wird der kleine, abgerundete Körper der Gurumi in der Regel aus einer Kalebasse oder einem ausgehöhlten Holzstück hergestellt und nicht aus einer Kokosnussschale, wie es bei diesem Instrument der Fall ist. Ein dem hier gezeigten Objekt ähnlicheres Instrument ist die Lotar, eine Laute aus Marokko, die der Gunbri ähnelt. Die Lotar verfügt über Stimmwirbel und ihr Körper besteht entweder aus einer Kunststoffschale, einem geweihten Stück Holz oder einer Kokosnussschale (siehe De Bruin, 2005). Allerdings ist unklar, ob der Hals auch aus einem Bambusstab hergestellt sein kann, wie es bei diesem Objekt der Fall ist.
Im Großen und Ganzen dient die Garaya, Mooloru bzw. Gurumi als lokale Gitarre für eine folkloristische, als Garaya oder Kidam Grurmi bezeichnete Musik, die bei gesellschaftlichen Anlässen wie Festen, Hochzeiten, Namensgebungszeremonien sowie bei Lobgesängen für Adlige und Wohlhabende gespielt wird. Über ihre Verwendung für religiöse oder rituelle Zwecke ist nichts bekannt.
Historisch gesehen ist die Garaya vermutlich ein typisches Musikinstrument der Fulani, das während der Verbreitung des Islam durch Usman Danfodio in Königreichen Nordnigerias wie dem Kalifat von Sokoto und dem Emirat Adamaua (Fombina in der indigenen Bezeichnung) sowie dem als Sarkin Kano bekannten Kano-Kalifat im Hausaland populär wurde. Diese Königreiche waren ursprünglich Fulani-Königreiche. Außer in (den Kalifaten in) Nordnigeria ist die Garaya in allen Ländern und/oder Orten zu finden, wo Fulani leben, z. B. in Nigeria, Kamerun, Mali und Senegal – wo sie ursprünglich herkommen."

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"The object here is either a rare improvised version of a musical instrument known as Garaya, Mooloru or Gurumi tracible to both Hausa and Fulani cultures, or it is an entirely different instrument associated with a different culture/people. A close examination and comparison of this instrument to those in De Bruin’s (2005) “Atlas of plucked instruments” reveals that, first, the tunning pegs in the head of this instrument are absent in the Gurumi presented in the Atlas. Secondly, the small, rounded body of Gurumi is usually made from a gourd or piece of hollowed out wood, and not with a coconut shell as it is the case with this instrument. An instrument with more closely related features to the instrument presented here is the Lotar, a gunbri-like lute from Morroco. The Lotar has tunning pegs, and its body is made either from any plastic bowl, hallowed piece of wood or a coconut shell (see De Bruin, 2005). It is however unclear if the stalk can also be made from bamboo stick as it is the case with this instrument.
By and large, Garaya, Mooloru or Gurumi functions as a local guitar for the folklore music called Garaya or Kidam Gurumi music, which is played in social events like festivals, marriage, naming ceremonies, as well as singing praises to nobles and the wealthy. It is not known to be used for religious or ritual purposes.
Historically, Garaya is suspected to be a typical Fulani musical instrument that became popular in the Hausa land during the spread of Islam by Usman Danfodio in Northern Nigerian kingdoms like the Sokoto and Fombina caliphates as well as Sarkin Kano. These kingdoms were originally Fulani Kingdoms. In addition to the (caliphates in) northern Nigeria, Garaya is found in every country and/or locality where the Fulani are found, e.g., Nigeria, Cameroon, Mali, and Senegal – the origin of the Fulani."

(Michael Angitso, 2022/23)

Der Sammler und die genauen Erwerbsumstände bleiben bisher ungeklärt.
(Lore Liebscher, 2022/23)

Provenienzkette:
unbekannte Herkunft; Museum Burg Mylau (? bis 1976); Museum für Völkerkunde Dresden (seit 1976)
(Oppermann, SES, 2023)

Creditline
Museum für Völkerkunde Dresden, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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