Sprecherstuhl "Teket"
Wittrock, Georg (1876) - Sammler
Ort, Datierung
Melanesia, Papua New Guinea, Tschessbandai, mittlerer Sepik [Kaiserin Augusta Fluß] vor 1918
Material und Technik
Abmessungen
115,0 x 34,0 x 38,0 cm
Inventarnummer
Me 11868
Teket (Sprecherstuhl). Diese, aus einem Stück gearbeiteten, Figurenstühle gehören zu den wichtigsten Heiligtümern eines Clans. Sie wurden im Männerhaus des Dorfes aufbewahrt, immer neben dem zentralen Stützpfosten des Kulthauses. Niemand durfte auf ihnen sitzen. Die menschliche Figur stellte den Ahnherren und Urschöpfer des Clans dar. Gesicht und Körper wurden mit den feinen runden Linien der Clanbemalung verziert. Verkörpert durch den Stuhl war der Ahnherr somit bei allen Versammlungen und Disputen der Männer anwesend. Frauen und nichtinitiierte Männer sowie Fremde durften ihn nicht sehen.
Im sozialen Leben der Männer waren rhetorische Fähigkeiten und ein gutes Gedächtnis von besonderem Wert, gute Redner konnten sich an mehrere Tausend Namen aus der Genealogie erinnern.
Bei den häufig stattfindenden Rededuellen stellten sich die Redner neben dem Sprecherstuhl auf, sie standen damit unter dem Schutz des Clanahnen, sprachen vor seinem Angesicht und von ihm gestärkt. In der Ansprache versuchte die Darlegungen der anderen Redner in Gestik und Nachdruck zu übertreffen.
Der jeweilige Redner nahm ein auf dem Sitz bereitliegendes Bündel von Blättern der Keulenlilie, die eine rituelle Funktion haben, in die Hand. Er schlug damit bei jedem wichtigen Punkt seiner Rede auf die Sitzfläche oder legte für ein besonderes Argument ein einzelnes Blatt des Straußes auf dem Sitz ab, um seine Worten besonderen Nachdruck zu verleihen. War das Bündel verbraucht, musste die Rede beendet werden.
(MVL, Birgit Scheps-Bretschneider, 14.10.2021)
Im sozialen Leben der Männer waren rhetorische Fähigkeiten und ein gutes Gedächtnis von besonderem Wert, gute Redner konnten sich an mehrere Tausend Namen aus der Genealogie erinnern.
Bei den häufig stattfindenden Rededuellen stellten sich die Redner neben dem Sprecherstuhl auf, sie standen damit unter dem Schutz des Clanahnen, sprachen vor seinem Angesicht und von ihm gestärkt. In der Ansprache versuchte die Darlegungen der anderen Redner in Gestik und Nachdruck zu übertreffen.
Der jeweilige Redner nahm ein auf dem Sitz bereitliegendes Bündel von Blättern der Keulenlilie, die eine rituelle Funktion haben, in die Hand. Er schlug damit bei jedem wichtigen Punkt seiner Rede auf die Sitzfläche oder legte für ein besonderes Argument ein einzelnes Blatt des Straußes auf dem Sitz ab, um seine Worten besonderen Nachdruck zu verleihen. War das Bündel verbraucht, musste die Rede beendet werden.
(MVL, Birgit Scheps-Bretschneider, 14.10.2021)
Claus Deimel: Kunstwerke der Welt : Australien und Ozeanien, Dößel 2008, S.24, Abb. S. 24 (Bibl.MVL: 2:33639)
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