Das Flirren von Laub und die Spiegelung in einer ruhigen Wasserfläche sind ideale Motive, um sich in der Malerei auf die Wirkungen von Farbe und Licht und deren Umsetzung in Malerei zu konzentrieren. Kirchner wählte einen unspektakulären Bildausschnitt: Ein Ufergebüsch spiegelt sich in einem Teich. Die Wasserfläche ist eingerahmt von den bewegten Formen der Vegetation. Staffagen braucht es nicht, die kontrastierenden Pinselstriche selbst sind voller Lebendigkeit und Ausdruck. Das Motiv mag der Maler auf seinen Streifzügen, etwa durch den Dresdner Großen Garten, gefunden haben.
Grellorange und grüne, hellblaue und warmgelbe Pinselhiebe sind großzügig nebeneinander platziert. Erst im Prozess des Sehens bilden sie – sich im Auge des Betrachters vermischend – geschlossene Formen: im Vordergrund einen kleinen Wiesenhang sowie das Buschwerk im Hintergrund. Die sonnenbeschienenen und im Schatten liegenden Büsche sind aus jeweils verschiedenen Farbkombinationen modelliert und so räumlich differenziert. Die ruhig spiegelnde Wasserfläche ist im Unterschied dazu aus horizontalen, stark mit Weiß ausgemischten Pinselzügen in Hellblau und Rosa aufgebaut, die die Struktur kleinster Wellenbewegungen nachvollziehbar werden lassen.
(Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)