Balthasar Permosers Interesse an der Darstellung Schwarzer Menschen durchzieht seine gesamte Schaffenszeit in Dresden. Die frühesten seiner im Inventar als „***“ bezeichneten Figuren aus Holz, die durch ihre subtile Modellierung und Eleganz bestechen, entstanden schon kurz nach 1700. Der Hofjuwelier Johann Melchior Dinglinger fasste die meisten davon zu einzigartigen barocken Schatzkammerstücken, die ganz dem höfischen Geschmack des frühen 18. Jahrhunderts entsprachen. Die beiden Afrikaner als Kapitellträger scheinen durch das Gegenspiel ihrer Bewegungen, in Gestik und Körperhaltung als Mann und Frau eng aufeinander bezogen. Sie erinnern, wenn auch in verkleinerter Ausführung, an figürlich geschnitzte, recht stabile Trägerfiguren, die als Gueridons zum Abstellen von Kerzenleuchtern dienten und am Beginn des 18. Jahrhunderts gern genutzt wurden.
Das aus Birnbaumholz geschnitzte und schwarz gefasste Paar, das auf von Schildkröten getragenen Standflächen platziert wurde, entstand in den Jahren, in denen Permoser sehr produktiv war. Er hatte seine erste Marmorfassung des Christus an der Geißelsäule (Dresden, Katholische Hofkirche) vollendet und war mit dem hockenden Satyr aus Buchsbaumholz und dem sogenannten „*** mit der Smaragdstufe“, einem der Hauptwerke des Grünen Gewölbes, beschäftigt. Zudem arbeitete er an den monumentalen Holzfiguren der Kirchenväter Ambrosius und Augustinus, heute ebenfalls in der Katholische Hofkirche in Dresden.
Diese Beispiele allein zeigen die Vielfalt an Themen, denen sich Permoser in seinem letzten Lebensjahrzehnt mit sicherem Stilempfinden und schöpferischer Neugier zugewandt hat. (UW)