An die frühen Jahre im Kreise der BRÜCKE-Künstler anschließend, entwickelte Karl Schmidt-Rottluff nach dem Ersten Weltkrieg eine fester gefügte, monumentale Manier. Nicht mehr mit kantigen, schroffen Akzenten wird die Reduktion der Formen erreicht, sondern durch summarisches Abrunden und Zusammenfügen. Der gezielte Einsatz von Kontrastwirkungen reiner, starker Farbe entspringt nun oft auch einer größeren Wirklichkeitstreue.
Die Sonne – so vermittelt uns die Farbpalette – scheint intensiv und steht offenbar hoch am Himmel. Die Bäume werfen tiefe Schatten. Laubkronen, Büsche und die leuchtend blauen Schattenflecken bilden eigenständige Volumen. Die Landschaft wird so zur monumentalen Architektur. Harte Kontraste, etwa zwischen den in hellen Gelbtönen wiedergegebenen Rasenpartien einerseits und den dunkelblauen Schattenflächen andererseits, steigern die Tiefenwirkung. Ihre Dynamik erhält die einfache Komposition mit der genau in der linken Bildecke beginnenden, diagonal verlaufenden Anhöhe, auf der die Bäume Spalier zu stehen scheinen.
Die „Baumlandschaft“ ist das einzige expressionistische Bild aus dem frühen Bestand der modernen Abteilung der Gemäldegalerie, das 1937 nicht als „entartet“ von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde und der Galerie erhalten blieb. (Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)