Diese zarte männliche Figur gehört in die Gruppe der früh gesammelten Exemplare solcher Figuren aus Kalkstein, von denen insgesamt weltweit rund 500 Exemplare bekannt sind. Der Kalkstein stammte aus dem Rossel-Gebirge, wo wohl auch die Schnitzer wohnten. Kreidefiguren repräsentieren hochrangige Persönlichkeiten und dienten als vorübergehende Wohnstatt ihrer Seelen nach dem physischen Tod. Damit wurde verhindert, dass die Seelen frei herum wandelten und den Lebenden Schaden zufügten. Die Figuren waren zu mehreren in kleinen, mit farbigen Blättern geschmückten kapellenartigen Häusern im Dorf aufgestellt. Frauen und Kinder durften sich den Figuren angeblich weder nähern, noch diese sehen. Nach einer gewissen Trauerzeit, über deren Länge nichts bekannt ist, wurden sie heimlich entnommen und zerstört. Kreidefiguren fanden auch bei Initiations- und vermutlich Hochzeitszeremonien Verwendung.