Die Idee zu dieser Kanne geht auf den lombardischen Maler Polidoro da Caravaggio zurück. Sie war einst neben anderen für die Sgraffittomalereien Polidoro da Caravaggios an der Fassade des Palazzo Lancelotti in Rom bestimmt. Cherubino Alberti hielt diese Entwürfe Jahrzehnte später 1582 in einer Folge von Kupferstichen fest. Johann Melchior Dinglinger griff auf diese graphische Vorlage zurück, ging jedoch sehr souverän damit um, indem er für den Kannenkörper ein Blatt der Stichfolge nutzte, für Angriff, Fuß und achteckigen Sockel jedoch ein weiteres Blatt desselben Konvoluts. Mit großem Geschick gewann Dinglinger dem monochromen Eisen durch Schnitt, Punzierung und Politur ästhetisch sehr reizvolle Effekte ab. Auf dem breiten Relieffries des bauchig geformten Gefäßkörpers sind verschiedene antike Opferszenen dargestellt. Den Ausguss der Kanne ziert das lachende Antlitz eines Fauns mit Widderhörnern. Am unteren Sockelrand verweisen Medaillons aus vergoldetem Silber auf August den Starken, für den die Kanne bestimmt war. Denn sie zeigen die gekreuzten Kurschwerter, Adler und Reiter aus dem Wappen des Königreiches Polen-Litauen und dazu das Monogramm »AR« für den regierenden König Augustus Rex.
Die in der aufwendigen und komplizierten Technik des Eisenschnitts gefertigt Zierkanne von beträchtlichem Gewicht ragt vor allem wegen des verwendeten Materials als einmalige Arbeit aus dem umfangreichen Gesamtwerk Johann Melchior Dinglingers heraus und steht für den bereits klassizistisch geprägten Spätstil des Künstlers. Dank eines Berichts von Besuchern in Dinglingers Werkstatt am 26. September 1727 lässt sich die Entstehungszeit der Eisenkanne recht sicher eingrenzen. Denn die staunenden Gäste sahen neben anderen Kostbarkeiten die eiserne Kanne.