Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 08231
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1893
Abmessungen
5,5 cm x 5,1 cm x 5,1 cm
Inventarnummer
MAf 08231
Die Mode der Wachagga am Kilimanjaro war im 19. Jahrhunderts stark von den Maasai inspiriert. Vermutlich stammt daher auch die damals übliche Praxis, Ohrschmuck in weit ausgedehnten Ohrlöchern zu tragen. Bereits im Kindesalter wurden die Ohrläppchen durchbohrt und nach und nach mit größeren Holzpflöcken erweitert. Solche Ohrpflöcke wurden auch von erwachsenen Wachagga jedes Geschlechts getragen, beliebt war aber auch anderer Ohrschmuck wie Holzstäbe und Kettchen oder Röhren aus Eisen und Kupfer.
Dieser hölzerne Ohrschmuck gelangte durch Albert Schrenck von Notzing ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an. Bei einigen der Objekte handelt es sich laut seinen Angaben um Kriegsbeute, die teilweise gefallenen Moshi-Kriegern abgenommen wurde. Bei diesem Ohrschmuck ist dies explizit vermerkt.
Mangi Meli lebte nach seiner Niederlage unter strikter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und wurde schließlich 1900 mit 18 weiteren Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Dschagga (Herstellung)
Reproduktion
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