Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 01313
Dieses Element wird wegen ethischer Bedenken nicht online gezeigt.
Due to ethical considerations, this object is not being shown online.
Ort, Datierung
Afrika, Nord-Togo/Burkina Faso, vor 1900
Abmessungen
183 x 4,1 x 1,7 cm
Inventarnummer
MAf 01313
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Der hier sogenannte Wurfspeer besteht aus einem geschnitzten und geschliffenen Holzschaft, der an einem kurzen Stück mit geflochtenem Leder umwickelt wurde und an den eine geschmiedete lanzettförmige Eisenspitze sowie ein Eisenschuh gesteckt wurde. In die Speertülle wurde Ornamentik eingraviert. Am Objekt selbst steht auf dem Inventarzettel „Gurma“. Laut Katalogzettel stammt der Speer allerdings von den „Gurma und Mangu“. Da es sich um zwei unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Regionen handelt, ist hier unklar, von wem der Speer ursprünglich stammt. Die Gurma bzw. Grumantche leben heutzutage im Südosten Burkina Fasos, im Westen Nigers, sowie im Norden Benins, Ghanas und Togos. Die Hauptstadt des Königreichs Gourma oder Gulmu war zuerst Pama und ab dem 18. Jahrhundert Fada N’Gourma. Die Bezeichnung „Mangu“ bezieht sich wahrscheinlich auf die Tchokossi. Die Hauptstadt des in Nordtogo dominierenden Tchokossi-Reiches, einer Monarchie, war Sansanné-Mango. Dr. Ohiniko M. Toffa ist der Meinung, dass hier eine Waffe der Gurma-Völker vorliegt und es sich bei dem Besitzer um einen Soldaten gehandelt haben könnte.
Manchmal sind die Speere vergiftet, und der Besitzer trägt das Gegengift gewöhnlich bei sich. Eine Bogen- und Speerkultur gibt es vor allem im nördlichen Teil von Togo, Ghana, Benin, Nigeria und im südlichen Teil von Burkina Faso. Es gibt Gruppen, die sich speziell mit Bogen und Speer identifizieren, wie die Kabiyé in Togo, die Betambaribe (ehemals Somba) in der Republik Benin und die Dagomba aus Ghana. Der Bogen oder der Speer wird als persönliche Zierde des Mannes angesehen und mit Amuletten mystisch geschützt. Die Speere werden im Allgemeinen für die Jagd verwendet, und wenn die Gemeinschaft in einen Konflikt gerät, wird der Speer zur Waffe, was insbesondere in der Kolonialzeit der Fall. (Dr. Emery Patrick Effiboley)
Gaston Thierry (1866-1904) wurde im preußischen Militär ausgebildet und war zwischen 1896 und 1902 an mehr als 15 Militärfeldzügen in der deutschen Kolonie Togo beteiligt. Thierry war in Togo zunächst Assistent von Hans Gruner. Im Dezember 1896 wurde ihm die Stationsleitung in Sansanné-Mango übertragen. Anfang November 1897 entledigte sich Thierry des lokalen Tchokossi-Königs Nbema Sabie, nachdem dieser sich geweigert hatte, die deutsche Oberhoheit anzuerkennen und bereits bestehende Verträge mit Großbritannien und Frankreich zu kündigen. Den Widerstand der Bevölkerung ließ Thierry militärisch niederschlagen und veranlasste daraufhin die „Wahl“ eines neuen, ihm loyalen Königs von Mango. Er ersetze auch den Limam, den höchsten islamischen Würdenträgern. Thierry war auf der Station Mango nach lokaler Tradition mit einer Frau der Fulfulbe namens Aba verheiratet (Sebald 2014). Durch diese hierarchische Beziehung hatte er wahrscheinlich zusätzlich leichteren Zugang zu Objekten. Es war auch nicht unüblich, dass sich Kolonisatoren untereinander Objekte schenkten, verkauften oder tauschten. Thierry unternahm aber vor allem Raubzüge zur persönlichen Bereicherung und verkaufte die sich angeeigneten Objekte an deutsche Museen. Auch von Sansanné-Mango aus führte er zahlreiche Feldzüge gegen die umliegenden Bevölkerungen an. Zwischen Mai und Oktober des Jahres 1897 versuchte Thierry eine deutsche Station in Pama, einer Stadt in der Region Gurma im heutigen Burkina Faso, einzurichten. Von dort führte Thierry Kriegszüge gegen umliegenden Ortschaften durch. Die Etablierung der deutschen Kolonialmacht um Pama scheiterte allerdings, da nach den kolonialen Grenzziehungen desselben Jahres Pama den Franzosen zufiel. Thierry könnte sich den Speer bei einer dieser sogenannten Strafexpeditionen angeeignet haben. Unter anderem aufgrund von Thierrys kriegerischen Feldzügen wurde gegen ihn eine interne Untersuchung eingeleitet und seine Versetzung nach Kamerun beschlossen. Selbst nach seinem Tod 1904 waren seine Kolonialverbrechen Thema im deutschen Parlament. (Künkler 2022, Lang und Nicklisch 2021, Sebald 1988; 2013; 2014) Dem Leipziger Völkerkundemuseum verkaufte Thierry insgesamt 243 Objekte, von denen 18 als vermisst gelten. Im Jahr 1900 verkaufte Gaston Thierry den Speer an das Museum. Die Waffen in seiner Sammlung stellen sehr wahrscheinlich alle Kriegsbeute dar. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 23.02.2023)
Kultureller Kontext
Gurma (Herstellung)
Reproduktion
Wenn Sie Abbildungen dieses Objektes nutzen möchten, nehmen Sie bitte hier mit uns Kontakt auf. Auch Objekte, die aus ethischen Gründen ausgeblendet sind, können bei begründetem Interesse mit diesem Formular angefragt werden.
Feedback
Wenn Sie zusätzliche Informationen zu diesem Objekt haben oder einen Fehler entdeckt haben, dann schreiben Sie uns: Anmerkung verfassen
Weitere Objekte, die Sie interessieren könnten, aus den Rubriken:
Waffe

Stein

Buck, Fritz
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Weitere interessante Objekte
Stein
Buck, Fritz
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

Jagdpfeil

uns nicht bekannt
Museum für Völkerkunde Dresden
Weitere interessante Objekte
Jagdpfeil
uns nicht bekannt
Museum für Völkerkunde Dresden
uns nicht bekannt

Hocker

uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Weitere interessante Objekte
Hocker
uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Zum Seitenanfang