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Ort, Datierung
Afrika, Togo, vor 1899
Abmessungen
60 x 21 x 4,8 cm
Inventarnummer
MAf 00687
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Diese Axt besteht aus einer geschmiedeten Metallklinge, die mit Ornamenten verziert wurde und einem geschnitzten Holzschaft. Laut Dr. Emery P. Effiboley verweist die Tatsache, dass diese Axt spitz ist, darauf, dass sie als Werkzeug benutzt worden ist. An ihr befinden sich persönliche Dekorationen. Sie ähnelt einer Mankpo (auf franz. récade) aus dem Königreich Danxome, die zur Authentifizierung einer Nachricht des Königs oder einer traditionellen Autorität genutzt wurden. Im Königreich Danxome hatte jeder König sein eigenes Mankpo mit individueller Symbolik. Dr. Ohiniko M. Toffa ist der Meinung, dass es sich hierbei um ein religiöses oder spirituelles Objekt handelt, welches zeremoniell genutzt wurde. Es wurde in die Luft gehalten, um den Gott zu rufen oder auch eine Strafe anzukündigen. Höchstwahrscheinlich steht die Axt in Zusammenhang mit der Religion des Donnergottes. Die Nutzung als Waffe kann trotzdem nicht komplett ausgeschlossen werden, wenn eine Person angegriffen wurde, aber sie war nicht als Waffe gedacht.
Valentin von Massow (1864-1899) schlug im Deutschen Reich eine Offizierslaufbahn ein und leistete anschließend Kolonialdienst in der deutschen Kolonie Togo (1896-1899). Zunächst war von Massow Kommandeur der Polizeitruppe (1896-1898) und führte zahlreiche Kriege im Norden Togos, wobei er auch für einige Monate die Leitung der Station "Bassari" übernahm. Ab 1898 war er Mitglied der deutsch-französischen Grenzregulierungskommission Togo-Dahomey. Sein Tagebuch legt nahe, dass er einen Großteil der Objekte während dieser Feldzüge erbeutete. Einige kamen aber auch durch Transaktionen mit Hausa Händlern in seinen Besitz. Von Massow war in der Kolonie mit mindestens 2 Frauen nach lokaler Tradition verheiratet. Durch diese hierarchische Beziehung könnte er leichteren Zugang zu Objekten gehabt haben. Oft fand auch ein Austausch von Objekten zwischen Kolonisatoren statt. Für die Vermittlung seiner Sammlungen stand von Massow mit Felix von Luschan, dem Leiter der Afrikasammlungen in Berlin, in Kontakt. (Sebald 2014) Nach seinem Tod veranlasste seine Mutter Adelheid von Kuylenstjerna die Überführung des Nachlasses ihres Sohnes. (MVL 1899_38) In den Jahren 1899 und 1900, verkaufte und schenkte von Kuylenstjerna 266 Objekte an das Museum, von denen 27 als vermisst verzeichnet sind. Die Mutter verkaufte die récade im Jahr 1899 an das Museum.
Laut Katalogzettel stammt sie aus Togo. Daneben wurde mit Bleistift die Notiz „Tschantscholand“ hinzugefügt. In der Datenbank wurde die Axt den Tschandjo, von deutschen Kolonisatoren Tschantscho geschrieben, zugeordnet. Die Tschandjo sind eine Bevölkerungsgruppe, die um Sokodé lebte. Über die Tschandjo finden sich wenige Informationen. Es könnte aber auch eine falsche Transkription vorliegen und sich um das Wort „Tschautscholand“ handeln. Tchaoudjo, zu kolonialen Zeiten Tschautscho oder Tschaudjo geschrieben, ist heute eine Präfektur bei Sokodé. Als Bevölkerungsgruppe finden sie Erwähnung unter der Hauptbevölkerungsgruppe Temba bzw. unter der linguistischen Gruppe der Tem-Sprecher*innen im Königreich Kotokoli. Die höchste Autorität der Tchaoudjo soll den König Kotokolis gestellt haben. Von Massow hatte Kontakt zu dem Tschaudjo König und schreibt: „Der Titel König […] heißt hier zu Lande Uro oder Wuro. Der augenblickliche König von Tschaudjo – Parataú heißt eigentlich Abukari, bei seiner Thronbesteigung hat er sich den Namen Yabó zugelegt, so daß er heißt, […] Uru Yabó Abukari. […] Der Name Sokodé für das ganze Königreich Yabós ist Haussa-Name. Der Kotokoli-Name für das Königreich ist Tschaudjo oder Tschayo.“ (Sebald 2014) Anfang 1897 reiste von Massow auf dem Weg gen Süden durch Sokodé. Während von Massows Auftrag der Grenzregulierung Togo-Dahomey (1. Juli 1898 – 23. Juli 1899) hielt er sich erneut in der Region zwischen Sokodé, Kambole und Bassila auf. (Sebald 2014) Bei religiösen sowie Statusobjekten, ist es unwahrscheinlich, dass diese freiwillig abgegeben worden sind. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 13.02.2023)
Kultureller Kontext
Tschandjo (geographisch-stilistische Einordnung - [Herstellung])
Reproduktion
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