Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 08191
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, (Old) Moshi, vor 1898
Abmessungen
69 x 26 x 7 cm
Inventarnummer
MAf 08191
Neben Speer, Schwert und manchmal Keule gehörte ein Schild zur Grundausstattung der Wachagga-Krieger. Diese Schildform war wohl am gesamten Kilimanjaro verbreitet, kam aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den meisten Fürstentümern im Westen und Süden des Kilimanjaro aus der Mode. Stattdessen wurden größere, bemalte Schilde bevorzugt, die wie auch andere Waffen, Schmuck und Kleidung von den Maasai inspiriert waren. Die älteren Schilde wurden aus Büffelhaut gefertigt und mit einer hölzernen Mittelstrebe mit Haltegriff stabilisiert. Die eingeschnittenen oder -gepressten Muster variieren bei den Schilden. Ob sie eine Zugehörigkeit zu einem Herrschaftsgebiet, zu einer Altersgruppe oder zu einer Familie anzeigen oder nur als individuelle Verzierung dienten, ist uns nicht bekannt.
Albert Schrenck von Notzing war als Adjutant des Gouverneurs Friedrich von Schele am Kriegszug gegen Mangi Meli von Moshi beteiligt. Nachdem Mangi Meli und seine Krieger die deutschen Kolonialinvasoren 1892 vom Kilimanjaro vertrieben hatte, zog Schele am 12.08.1893 mit einer Übermacht der sog. „Schutztruppe“ im Verbund mit lokalen Wachagga-Kriegern gegen Moshi und besiegte Mangi Meli. Im Kontext dieser Schlacht eignete sich Schrenck von Notzing etliche Objekte an, darunter auch dieses Schild. Es erzählt somit von der Gewalt der kolonialen Invasoren, aber auch vom Widerstand der Moshi-Gemeinschaft, die sich mit wenigen Gewehren, aber auch nur mit Schild und Speer der deutschen Kolonialarmee entgegenstellten. Die überwiegend aus afrikanischen Söldnern bestehende deutsche „Schutztruppe“ attackierte (Old) Moshi dagegen unter anderem mit Kanonen und frühen Maschinengewehren.
Mangi Meli wurde schließlich 1900 von der deutschen Besatzung mit 18 anderen Anführern gehängt. Sein Haupt und weitere Ancestral Remains der Hingerichteten wurden mutmaßlich nach Deutschland verschifft. Noch heute warten Nachfahren auf deren Rückkehr.


Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Wachagga (Herstellung)
Reproduktion
Wenn Sie Abbildungen dieses Objektes nutzen möchten, nehmen Sie bitte hier mit uns Kontakt auf. Auch Objekte, die aus ethischen Gründen ausgeblendet sind, können bei begründetem Interesse mit diesem Formular angefragt werden.
Feedback
Wenn Sie zusätzliche Informationen zu diesem Objekt haben oder einen Fehler entdeckt haben, dann schreiben Sie uns: Anmerkung verfassen
Weitere Objekte, die Sie interessieren könnten, aus den Rubriken:
Waffe

Schwertstichblatt (tsuba)

uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Weitere interessante Objekte
Schwertstichblatt (tsuba)
uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig

Schwert

uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Weitere interessante Objekte
Schwert
uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
uns nicht bekannt

Hocker

uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Weitere interessante Objekte
Hocker
uns nicht bekannt
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig
Zum Seitenanfang