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Ort, Datierung
Afrika, Burkina Faso, Matiakoali [Matjakuale], vor 1901
Abmessungen
35 x 54,5 x 56 cm
Inventarnummer
MAf 06928
Dieses Objekt ist Teil der Kollektion des Projektes "Provenienz von kolonialzeitlichen Sammlungen aus Togo”: Link der Kollektionsseite.

Die Trommel wurde aus Holz gefertigt, einseitig mit Tierhaut und außen mit rotem Baumwollgewebe unter Naturfaserschnüren bespannt, sowie ein Trageband aus Naturfaser und Lederamuletten befestigt. In der zugehörigen Akte wird sie als "Kriegstrommel des Sultans von Matyakuale (Gurma) aus Saberma stammend" (1901/ 34) bezeichnet. Laut Dr. Ohiniko M. Toffa handelt es sich um ein stark religiös geprägtes Objekt einer initiierten Person mit einer bestimmten Funktion, z.B. einem Informationsvermittler, der die Trommel bei Gefahr schlägt. Die Gurma/ die Grumantche leben heute teils in Burkina Faso und bei Dapaong im Norden Togos.
Hans Gruner (1865-1943) war Naturwissenschaftler und von 1892 bis 1914 als Kolonialbeamter in der deutschen Kolonie Togo tätig, wo er u.a. die Leitung der Station "Misahöhe" (1892-1896, 1899-1914), "Sansanné-Mango"(1896-1899), sowie der "Deutschen Togo-Hinterland-Expedition" (D.T.E.) (1894-1895) innehatte. Er war Teil zahlreicher sog. „Strafexpeditionen“ und schenkte dem Museum 168 Objekte.
Der Akteneintrag weist darauf hin, dass die Trommel ursprünglich aus Saberma stammt. Bei Saberma könnte es sich um eine Landschaft im heutigen Emirat Gwandu in Nigeria handeln. Laut seinem Tagebuch engagiert Valentin von Massow "Saberma-Reiter" als Soldaten. Zu deren Herkunft schreibt er, er habe von einer Saberma Gemeinschaft am Niger, bei Say gehört. Später erwähnt er, sie kämen aus den „Hausa Staaten“ jenseits des Nigers, von wo sie verbannt worden seien und sich nun u.a. in Kabou, Togo ansiedelten. Von Massow erwähnt weiter, dass die Saberma muslimisch seien, was wiederum zu den Lederapplikationen, die Schutzamulette mit eingenähten Suren darstellen könnten, passen würde. (Sebald 2014) Konkrete Zusammenhänge zwischen “Saberma” und Matiakoali oder Gourma konnten bisher nicht hergestellt werden.
Gruner befand sich während der sog. D.T.E. am 02.02.1895 in der heutigen Stadt Matiakoali. Er trifft aber erst am 05.02. auf den „Sultan von Matschakuale“, Tunenturiba Adama, in Kankantschari. Dieser unterschrieb einen sogenannten Schutzvertrag mit den Deutschen. Die Intention hinter diesen als Freundschaftsbündnissen getarnten Verträgen war die Unterwerfung der Bevölkerung unter die deutsche Kolonialmacht. Laut Gruner bat ihn der Machthaber Matiakoalis “Ordnung in Gurma” zu schaffen und “sein Land vor den Franzosen” zu schützen. Während dieses Aufenthaltes erwähnt Gruner in seinem Tagebuch zweimal Trommeln, die gespielt wurden, um die Krieger für ein Fest zusammenzurufen und um ihn zu empfangen. (Sebald 1997) Eventuell erhielt oder beschaffte sich Gruner die Trommel in diesem Kontext.
Die Trommel könnte allerdings auch aus einem konkreten Kriegskontext stammen. Zwischen Mai und Oktober des Jahres 1897 etablierte Gaston Thierry temporär eine deutsche Station in Pama, einer Stadt in der Region Gurma im heutigen Burkina Faso und führte von dort Kriegszüge gegen die umliegenden Ortschaften Diabiga und Matiacoali durch, bei denen er sich die Trommel möglicherweise angeeignet und später an Gruner übergeben haben könnte. Da nach den Grenzverhandlungen der französischen, deutschen und britischen Kolonialmächte im Juli 1897 die französischen Rechtsansprüche auf das Gourma-Gebiet [Gurma] anerkannt wurden (Trierenberg 1914), traf Gruner den Machthaber Tunenturiba Adama vermutlich nie wieder.
Bei religiösen oder statuspolitischen Objekten, ist es unwahrscheinlich, dass sie freiwillig abgegeben worden sind. Gruner schenkte die Trommel 1901 dem Museum. (MVL, Marlena Barnstorf-Brandes, 08.01.2023)
Kultureller Kontext
Gurma (Herstellung)
Reproduktion
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