Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer MAf 08146
Ort, Datierung
Afrika, Tansania, Kilimanjaro Region, vor 1888
Abmessungen
8 x 24,5 x 21 cm
Inventarnummer
MAf 08146
Geschnitzte Holzgefäße in unterschiedlicher Form und Funktion waren im 19. Jahrhundert in den Chagga-Gemeinschaften am Kilimanjaro weit verbreitet und werden auch heute noch in einigen Haushalten verwendet. Von bis zu drei Meter großen Trögen (Kihondi) der Mangi (Herrscher) für die Herstellung von Mbege oder Wari (Bananenbier) bis zu kleinen Schalen für Milch, Brei oder Suppe wie diese wurden die Gefäße immer aus einem Stück Holz herausgearbeitet. Kleinere Schalen haben meist einen oder zwei Griffe, gelegentlich sind sie mit einem Loch zum Aufhängen an einer Schnur versehen. Viele Gefäße haben keine Füße und einen runden Boden, daher ist zum Abstellen ein Kranz aus getrockneten Bananenblättern nötig.
Diese Schale gelangte durch Hans Meyer ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Meyer schenkte diesem und weiteren Museen etliche Gegenstände der Wachagga aber auch mehrere Ancestral Remains, d.h. Gebeine von Menschen. Der wohlhabende Verleger und Geograph unternahm mehrere sog. „Forschungsreisen“ ins Kilimanjaro-Gebiet, vor allem getrieben vom Wunsch, den Gipfel zu besteigen, was ihm schließlich 1889 mit Hilfe von Yohani Lauwo gelang. Meyer war bei seinen Unternehmungen auf die Unterstützung des Herrschers von Marangu, Mangi Mareale, angewiesen. Mareale galt als Verbündeter der deutschen Kolonialisten und nutzte diese Beziehung zur Ausweitung seines Herrschaftsbereichs. Die Umstände der Aneignung der Schale, die während einer seiner ersten Reisen an den Kilimanjaro erfolgte, sind uns nicht bekannt.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)
Kultureller Kontext
Dschagga (Herstellung)
Hans Meyer: Meyers Universum : zum 150. Geburtstag des Leipziger Verlegers und Geographen Hans Meyer (1858 - 1929), Leipzig 2008.
Reproduktion
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