Halsringe aus Bronze- oder Messing wie diese finden sich mehrere in der Sammlung des Museums für Völkerkunde Leipzig, jeweils mit der Zuschreibung zur Gemeinschaft der Wachagga. Allerdings haben wir weder in kolonialen Quellen (einschließlich Fotos) noch durch mündliche Überlieferung Hinweise darauf gefunden, dass solche Halsringe tatsächlich in den Gemeinschaften der Wachagga am Kilimanjaro üblich waren. Möglicherweise stammen sie aus der Gegend von Ugweno oder Pare oder von Maasai. Halsringe dieser Art wurden vermutlich direkt um den Hals geschmiedet, von Frauen getragen und waren nicht abnehmbar. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob diese drei Halsringe jemals getragen wurden oder ob sie den Trägerinnen nach deren Tod abgenommen wurden.
Die Ringe kamen 1978 aus dem Altmärkischen Museum Stendal ins Museum für Völkerkunde Leipzig. Über Zeitpunkt und Umstand der Aneignung in Ostafrika ist uns nichts bekannt.

Die Recherche zu diesem Objekt fand im Rahmen der mobilen Recherche-Ausstellung „MAREJESHO“ von Flinn Works, Berlin Postkolonial und Old Moshi Cultural Tourism am Kilimanjaro und Meru statt. Ziel des Projekts war es, Mitglieder der Gemeinschaften am Kilimanjaro und Meru (Tansania) über in der Kolonialzeit verschleppte Ahnen (Ancestral Remains) und Objekte zu informieren, die sich in deutschen Museumssammlungen befinden. Besucher*innen der Ausstellung teilten ihr Wissen wiederum mit dem Team von „MAREJESHO“. Vertreter*innen der Gemeinschaften fordern eine Repatriierung der Ahnen und eine Restitution der Objekte.
(Konradin Kunze, 12.05.2023)