Nur wenigen ist bekannt, dass Gerhard Richter im Auftrag von Firmen sowie Städten auch Alltagsgegenstände entworfen hat. So entwarf er in den 1980er Jahren für Vorwerk das Teppichdesign "1024 Farben", gemeinsam mit Isa Genzken die Duisburger U-Bahnstation König-Heinrich-Platz und 1992 ein „modernes Speise-, Kaffee- und Teeservice“ als Künstleredition für die Thüringer Porzellanfirma Kahla. Die Firma versuchte sich mit der „Editionsreihe Obelisco“ für sechs Personen auf dem gesamtdeutschen Markt neu zu positionieren. Dafür konnte sie neben Richter unter anderem Künstler wie Wolf Vostell, Alan Jones, Isa Genzken, Emil Schumacher und Michael Buthe gewinnen. Richter erstellte ein Muster aus filigranen blauen Linien, die sich annähern, überlagen und eine dichte Lineatur erzeugen, aber immer den weißen Grund durchscheinen lassen. Übertragen auf das Geschirr, entstand eine Oberfläche mit unterschiedlichen Höhen und Tiefen. Die später aufgebrachte blaue Farbe blieb auf den Graten haften, die Furchen blieben Weiß. Eine diffuse Oberflächenstruktur und ein überraschenden Tiefensog zeichnen den Entwurf Richters aus. Das Service wurde auf der Art Cologne 1992 präsentiert und über den Galeristen Gerhard F. Reinz vertrieben. Aufgrund von Produktionsmängeln kamen weniger als die geplanten 500 Service in Umlauf, weshalb Richters Porzellan auf dem Auktionsmarkt selten vollständig auftaucht. (Text: Kerstin Küster 2020)