Scharf zeichnen sich die Segel der beiden Schiffe auf der Elbe vor dem dramatisch bewegten Wolkenhimmel ab, das eine im Schatten, das andere in Licht getaucht. Sie bilden eine Reihung, die im Turm der Kaditzer Kirche endet. Obwohl verhältnismäßig klein, bildet er das Zentrum der Komposition und strahlt umso mehr, als sich über ihm eine dunkle Wolkenformation schräg nach oben zieht. Links und rechts davon öffnet sich der Himmel zum einen nach oben und zum anderen, leicht von Regenschleiern verhangen, in die Ferne. Von links stürmt der Wind in das Bild, was Oehme durch die weiße Gischt auf den Wellen zeigt, die sich wie ein filigranes Netz über die Oberfläche zieht und eine Entsprechung findet im Bestreben, jedes einzelne Blatt der sturmgepeitschten Weiden zu erfassen. Oehme verleiht der Komposition zusätzlich Dynamik, indem er der allgemeinen Bewegung nach rechts ein Manöver des vorderen Bootes auf halbem Wind entgegensetzt, durch das dessen Segel sich nach links bläht. Das Gemälde zeigt deutlich, wie sehr sich der Künstler in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre zunehmend von seinen Vorbildern und Lehrern Caspar David Friedrich und Johan Christian Dahl löst. Es hat zwar noch die Weite Friedrichs und die malerische Bewegtheit, die Dahl insbesondere in seinen Wolkenstudien suchte, verrät aber in seinem Kolorismus den neuen Einfluss der Düsseldorfer Malerschule. Auch wenn Ernst Ferdinand Oehme schon vorher im Spektrum der Dresdner Landschaftsmalerei stärker erzählerische Momente gesucht hatte als beispielsweise Friedrich und in seinen Lichtstimmungen zum Teil effektvolle Lösungen findet, so ist doch die Begegnung mit der Düsseldorfer Historienmalerei erkennbar.

(Autor/in: Holger Birkholz, 2021)