Die Dose bildet mit drei weiteren (Inv.-Nr. II 269 a, c, d) eine stilistisch zusammengehörige Gruppe, die nach einem übereinstimmenden Grundmuster gestaltet sind: Dosenkörper und Deckel wurden zunächst gedrechselt und danach mit Reliefs verziert. Illusionistische Miniaturlandschaften schmücken die Wandungen. Von schmalen Lorbeerkränzen sind die Reliefs auf den Deckeln eingerahmt. Dargestellt ist dort durch aufragende Säulen dominierte Ruinenarchitektur in ländlichem Ambiente. Um diese Mittelmedaillons sind Bernsteinstücke appliziert. Alle Reliefs (auf Wandungen und Deckeln) zeigen detailreich inszenierte, idyllische Landschaften, dörfliche Gebäude, die miniaturhaft und minutiös nachgezeichnet sind. Vereinzelte Wolken und Vögel im Flug sieht man am Himmel. Zumeist in Rückenansicht dargestellte Personen sind im Gespräch vertieft oder agieren als stille ›Betrachter‹ der ländlichen Szenen. Die graphischen Inspirationen für die Szenen der Dosen sind hauptsächlich dem Stichwerk landschaftlicher Motive von Gabriel und Nicolas Perelle entlehnt. Nachweislich zwei Blätter der Folge Variae Regiones Graphicé delineatae Perelle Inventor: F:d.Wit excudit dienten als direkte Vorlagen. Ein weiteres Blatt der gleichen Folge war Vorbild für ein Elfenbeinrelief mit Ruinenarchitektur (Berlin, Skulpturensammlung); ebenfalls auf Perelle-Stiche gehen zwei, Gottfried Wolffram zugewiesene Dosenreliefs in Schwerin (Staatliches Museum) zurück. Seit der ausgezeichneten Studie von Jørgen Hein (1991) gilt als gesichert, dass Gottfried Wolffram die im Grünen Gewölbe verwahrten Dosen wie ganz ähnliche Exemplare in Schloss Rosenborg (Kopenhagen), in den Sammlungen von Braunschweig, London, St. Petersburg, Kassel und Gotha geschaffen hat. Wolffram war am Vertrieb seiner begehrten Dosen, wie seine Tätigkeit als Händler spätestens seit 1707 nahelegt, selbst beteiligt.