Das in den Niederlanden entstandene Gefäß gehörte zur Elfenbeinsammlung der Louise von Ertrurien, die 1857 in Rom starb. Es gelangte aus deren Verlassenschaft am 24. März 1858 zum Grünen Gewölbe. Der zylindrische, zum Mundrand hin leicht geweitete Becherkörper wurde zunächst relativ dickwandig gedrechselt und in weiteren Arbeitsschritten schließlich mit einer bewegten Jagdszene im Hochrelief verziert. Die Darstellung wird bestimmt durch berittene Jäger, die -mit langen Spießen bewaffnet- gegen Löwen kämpfen. Das Thema der berittenen Jagd bot zahlreiche Motive für die künstlerische Reflexion in unterschiedlichen Genres und erfreute sich großer Beliebtheit im 17. und 18. Jahrhundert. Kupferstichserien nach Johannes Stradanus, Radierungen von Antonio Tempesta und Matthäus Merian d.Ä. fanden als Bildvorlagen rasche Verbreitung. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Jagd auf Löwen und Tiger, die als exotische Tiere mit dem Nimbus der reißenden Bestie schlechthin versehen waren, rückte den erbarmungslosen Kampf zwischen überlegenem Jäger und erlegter Beute in den Mittelpunkt. Damit einher ging die Ästhetisierung des Grausamen. Eine Tatsache, die sich auch in dem sehr dekorativ wirkenden Relief der Becherwandung dokumentiert. (JK)