Kunz v. Kaufungen oder: Der sächsische Prinzenraub. Ruttloffs grösstes mechanisches Kunstfiguren-, Automaten- und Metamorphosen-Theater
Ruttloff, Carl Eduard (1840-1890) - Marionettenspieler Müller, Gustav <Firma> (um 1880/1925 tätig) - Druckerei Neumann, Johann Christian Gottlieb (1754-1791) - Autor- Carl Eduard Ruttloff wurde 1840 in Euba bei Chemnitz geboren, erlernte das Bäckerhandwerk und war als Maler tätig, bevor er 1859 als Gehilfe zum Theater von Franciscus kam. 1866 machte er sich selbständig und heiratete Franziska von Könneritz, nach deren Tod in zweiter Ehe 1881 Emilie Clauss aus Dohna bei Pirna. Ihr Vater war Klempner, ihre drei Brüder reisten allerdings als Seiltänzer und Marionettenspieler. Das Theater Ruttloff spielte hauptsächlich im Osterzgebirge, im Elbtal und in der westlichen Lausitz. 1890 starb Eduard Ruttloff in Meißen an den Folgen einer Lungenentzündung, die er sich beim Durchqueren einer Furt zugezogen hatte. Emilie Ruttloff assoziierte sich kurze Zeit mit ihrem Bruder August Clauss, der sie jedoch betrog, anschließend mit Wilhelm Clauss (1844-1910), der dem Geschäft bis zu seinem Tode vorstand. Nachdem es bereits 1907 bei der Erteilung des Gewerbescheins Probleme gab, verkaufte die Witwe Ruttloff die komplette Bühne nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs an den Sammler Prof. Kollmann in Leipzig. Der größte Teil des Fundus hat sich bis heute in der Puppentheatersammlung erhalten.
Sammlung Prof. Dr. Kollmann, Leipzig.
Der Arzt und Universitätsprofessor Dr. Arthur Kollmann (1858-1941) war seit seiner frühesten Jugend ein Liebhaber des Puppenspiels, insbesondere des sächsischen Marionettentheaters. Bereits als Student nahm er Kontakt zu den beiden Leipziger Theaterprinzipalen und Halbbrüdern Carl und Paul Kapphahn auf, die ihn in die Puppenspielerszene einführten. Kollmann pflegte mit vielen Puppenspielern Kontakte, einige von ihnen wurden seine Freunde. Er half ihnen in Notzeiten und trug im Laufe der Zeit nicht nur eine große Puppentheatersammlung zusammen, sondern auch ein enormes Wissen. Als er sich 1906 in Leipzig eine eigene Stadtvilla errichten ließ, war eine Etage für seine Puppentheater- und seine Zauberkunstsammlung vorbehalten. 1912 und 1913 erwarb er zwei vollständige Marionettenbühnen, mit denen er in Leipzig öffentliche Vorstellungen geben ließ. 1914 kamen zwei weitere Bühnen hinzu, die direkt für eine museale Präsentation bestimmt waren. 1927 schenkte er seine Sammlung der Stadt Leipzig. Sie wurde in der Europa-Abteilung des Völkerkundemuseums im neuerrichteten Grassi-Museum aufgestellt. Zugleich wurden hier bis zur Zerstörung des Museumsgebäudes 1943 regelmäßig öffentliche Aufführungen gegeben. Durch die Luftangriffe auf Leipzig gab es Verluste, die meisten Objekte aber blieben erhalten. Nach 1945 wurde Kollmanns Sammlung aber nicht mehr gezeigt. Im Rahmen der Profilierung der Museen der DDR erfolgte ab 1972 die Überführung der Exponate in die Puppentheatersammlung. Sie wurde hier mit der Sammlung Link vereinigt, die einst in enger Beziehung zu Kollmanns Sammlung entstanden war.