Das durch Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigte, nur in seinen Einzelteilen erhalten gebliebene Prunkbecken wurde mit dem zugehörigen Lederetui 2000-2001 aufwändig restauriert. Den breiten Rand der imposanten Schale zieren querovale Elfenbeinreliefs mit Szenen aus der antiken Mythologie; auf der Schmalseite links beginnend mit 1. Raub der Europa, gefolgt im Uhrzeigersinn von 2. Pan und Nymphe Syrinx, 3. Pyramus und Thisbe, 4. Dädalos und Ikarus, 5. Tötung des Orpheus, 6. Latano bei den Bauern, 7. Diana und Actaeon und 8. Schindung des Marsyas. Die ikonographisch sehr genau erfassten Szenen sind jeweils in detailreich inszenierte Naturräume eingepasst. Fasst man alle, den Metamorphosen des Ovid entlehnten Szenen zusammen, so zeichnen sich folgende Themen ab: Liebe und Begehren (1.-3. Medaillon), Tod durch Leichtsinn oder Rache (4./5. Medaillon), strafende Verwandlung (6./7. Medaillon) und grausame Schindung (8. Medaillon). Das Prunkbecken, dem keinerlei praktische Nutzung zukam, ist stilistisch vergleichbar mit zwei weiteren Becken aus Elfenbein in Stockholm (Nationalmuseum) und in Paris (Bibliothèque National). Diese drei Werke folgen einem Schalentypus, den sowohl Johann Michael Maucher aus Schwäbisch Gmünd, vor allem aber Balthasar Grießmann in Salzburg vielfach und in höchster künstlerischer Qualität variierten. Die zum Becken gehörige Kanne (siehe Inv.-Nr. II 245 b) stammt von Johann Michael Maucher. Becken und Kanne befanden sich ursprünglich im Spiegelkabinett des Merseburger Schlosses. Nach dem Erlöschen der Sekundogenitur Sachsen-Merseburg kamen sie in kurfürstlichen Besitz nach Dresden.