Die Bettelfrau und der dazugehörige Bettelmann (Inv.-Nr. VI 219) sind auf identische Sockel platziert und damit als Paar definiert. Das von Alter und Gebrechen gezeichnete Paar trägt zerschlissene Kleidung, die aus Holz gefertigt wurde. Elfenbein war vor allem unentbehrlich für die Gestaltung der Gesichter und Gliedmaßen, wurde jedoch nur sparsam verwendet. Holz hingegen dominiert beide, im so genannten Kombinationsstil gefertigten Statuetten.
Sehr realitätsnah ist das Gesicht der alten Bettelfrau wiedergegeben. Ihr faltiges, durch Warzen verunstaltete Antlitz ist zu einem breiten Grinsen verzerrt.
Eine Zuschreibung der Figur an den seit 1711 am Dresdner Hof angestellten Bernstein-und Elfenbeinkünstler Wilhelm Krüger aus Danzig ist nicht absolut gesichert, denn die Spuren seiner fast 45-jährigen Tätigkeit in Dresden liegen weitgehend im Dunkel.
Für diese mögliche Zuschreibung wie auch jener des Bettelmannes (Inv.-Nr. VI 219) sowie die Zuschreibung einer Gruppe von vier Bettler-Statuetten im Grünen Gewölbe an Krüger (Inv.-Nr. VI 172 r, VI 173 o, VI 172b, 173 a) und deren Datierung um 1720-1725, spricht die stilistisch vergleichbare Bettler-Statuette in der Gothaer Kunstkammer, die erstmals im dortigen Inventar von 1721 als von Krüger verzeichnet wurde.
(JK)