Insgesamt 37 Gefäße aus Straußeneiern wurde 1724 aus der Kunstkammer in das Grüne Gewölbe abgegeben, darunter auch das hier gezeigte Exemplar. Die bemerkenswerte Gruppe sollte wenig später im Pretiosensaal ein ganzes Wandfeld füllen und damit eindrucksvoll den Wettstreit zwischen den Wundern der Natur und der menschlichen Kunstfertigkeit vor Augen führen. Zu diesem Zweck war "ein hölzern Postamentgen so vergold gemachet worden, worauf es stehet". Dieser Sockel musste allerdings 1969 erneuert werden, wobei man zugleich das offenbar beschädigte Ei durch ein Exemplar aus dem Vorrat ersetzte. Die goldemaillierte Fassung des Straußeneis ist zwar schlicht, zeichnet sich jedoch durch die Feinheit der Ausarbeitung aus. Der dunkelblau emaillierte Deckelknauf sitzt auf einer reliefierten Emailrose, die von einem Lorbeerkranz umgeben wird. Er korrspondiert mit dem subtilen Dekor des Lippenrandes, der zarte Blüten zwischen dünnen Ranken in Tiefscnittemail zeigt. Im Deckelinneren findet sich ein schwarz emailliertes Medaillon mit dem bekrönten Monogramm MS und der Jahreszahl 1663, welches sich entweder auf Magdalena Sibylla (1617-1668) bezieht, die 1634 den dänischen Erbprinzen Christian heiratete und bereits 1647 Witwe wurde, oder aber auf die gleichnamige Mutter Johann Georgs (III.). Vermutlich diente das Straußenei als Geschenk anlässlich der 1663 gefeierten Verlobung Anna Sophias mit Johann Georg (III.), an der beide Frauen in Kopenhagen teilnahmen. Wann das Straußenei in die Kunstkammer gelangte, bleibt jedoch vorläufig unklar.