Die beinahe komische Gruppe zeigt keine banale Balgerei zweier kleiner Buben, sondern einen allegorischen Kampf, bei dem die gefesselte »irdische Liebe« von der »himmlischen Liebe« gezüchtigt wird. Die Gruppe gehört zu einem vierteiligen Zyklus, in dem jeweils Puttenpaare das Ringen des »Amor profano« mit dem »Amor sacro« darstellen. Die vier Skulpturen gelangten im 18. Jahrhundert in den Besitz des bedeutenden Leipziger Sammlers Johann Thomas Richter (1728–1773), dessen Kunstschätze 1810 versteigert wurden. Seither war der Verbleib der Werke unbekannt und ihr Aussehen nur durch Gipsabgüsse (Museum der bildenden Künste, Leipzig) überliefert. Drei der verschollenen Originale sind inzwischen wieder aufgetaucht: Während sich die von Heermann signierte und 1712 datierte Gruppe, in der die irdische Liebe die himmlische mit Lorbeer bekrönt, heute im Los Angeles County Museum of Art befindet, hat die sogenannte "Züchtigung" 2006 ihren Weg zurück nach Sachsen gefunden. Die Gruppe, in der die beiden Putten miteinander raufen, kam 2022 als Dauerleihgabe der Hofstätter-Privatstiftung hinzu. Das sich versöhnlich küssende Pärchen ist hingegen noch immer verschollen. Bemerkenswert ist die bewegte, beinahe genrehafte Schilderung der überaus realistisch und sinnlich gestalteten Kinder, deren allegorische Bedeutung sich durch das Weglassen der üblichen Attribute wie Flügelchen, Pfeil und Bogen nicht sofort erschließt.