Seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts arbeitete der Künstler Ludwig Otto als Zeichner für das große Sammelwerk der antiken Terrakotten. Die vom Berliner Archäologen Reinhard Kekulé von Stradonitz herausgegebene Publikation beinhaltet die systematische Erfassung und zeichnerische Dokumentation dieser Gattung. Die intensive Beschäftigung mit den oft noch reich bemalten Terrakotten prädestinierte Otto für die polychromen Rekonstruktionsversuche, die der damalige Direktor der Skulpturensammlung, Georg Treu, immer wieder unternahm. 1884 ließ er von der Statue der Großen Herkulanerin den Kopf abformen und für 500 Mark nach seinen Angaben von Otto mit Wachsfarben bemalen. Von den technischen Möglichkeiten heutiger Untersuchungsmethoden war man noch weit entfernt. Und so stellt die farbige Rekonstruktion des Kopfes, der am Original nur sehr geringe Farbspuren aufweist, ein reines Experiment dar.
Der Versuch vermittelt aber einen Eindruck, welche Wirkung die ursprüngliche und unwiederbringlich verlorene antike Farbigkeit einst hatte und welche Lebensnähe die Statuen dadurch besaßen.