Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer A 3471
Ort, Datierung
Abmessungen
77 x 42 x 4 cm, Laufschiene 26,8 cm
Inventarnummer
A 3471
Sammlung Kollmann. –
Das Theatrum mundi oder Welttheater wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts von dem Maschinenmeister Johann Samuel Brede erfunden. Es verbreitete sich rasch in Europa. Die Figuren bewegen sich auf bis zu sechs parallel hintereinander angeordneten bis zu vier Meter breiten Laufschienen auf einer perspektivisch aufgebauten Bühne. Bühnenbilder aus Pappe verdeckten die Mechanik und die Spieler, welche die Figuren in Bewegung setzten. Der Bühnenausschnitt betrug bis zu zwei mal fünf Meter. Die Figuren wurden auf Laufbändern durch Kurbelantrieb über die Bühne geschoben und bewegten dabei auch ihre Arme und Beine. Die Puppentheatersammlung hat mit über 2500 Objekten die größte Sammlung zu diesem Thema weltweit. –
Ab 1830 entstanden in Frankreich sogenannte „Mechanische Theater“, bei denen das Theatrum mundi gewöhnlich mit Pseudoautomaten, Projektionskünsten wie Nebelbildern und Chromatropen (Farbenspielen) und Varietémarionetten kombiniert wurden. Die berühmtesten Theater waren jene von Flutiaux und Morieux, die seit den 1840er Jahren auch in Deutschland gastierten. Die Figuren waren aus stabilem Blech gefertigt, da sie auf Jahrmärkten bis zu zehnmal am Tag zum Einsatz kamen. –
Das Theater des Schaustellers Rudolf Messerer entstand um 1850. Er selbst lässt sich erst ab etwa 1890 als Besitzer nachweisen. Wer der Gründer der Bühne war, ist unbekannt. Messerer reiste vor allem in Sachsen und Böhmen, Hauptattraktion war bei ihm eine Reise um die Welt. Waren die „Mechanischen Theater“ bis 1900 die prächtigsten Schaubuden auf Messen und Märkten, verloren sie mit Einführung der Wanderkinos rapide an Wert. Messerer verkauft sein Theater 1902 an den Leipziger Marionettenspieler Georg Grube, der es noch im selben Jahr auf der Leipziger Messe präsentierte. Seine Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, so dass Grube das Theater bald an den Sammler Kollmann weitergab. Bühnenbild und Teile der Mechanik wurden im Krieg zerstört, die Figuren blieben erhalten.

Sammlung Prof. Dr. Kollmann, Leipzig.

Der Arzt und Universitätsprofessor Dr. Arthur Kollmann (1858-1941) war seit seiner frühesten Jugend ein Liebhaber des Puppenspiels, insbesondere des sächsischen Marionettentheaters. Bereits als Student nahm er Kontakt zu den beiden Leipziger Theaterprinzipalen und Halbbrüdern Carl und Paul Kapphahn auf, die ihn in die Puppenspielerszene einführten. Kollmann pflegte mit vielen Puppenspielern Kontakte, einige von ihnen wurden seine Freunde. Er half ihnen in Notzeiten und trug im Laufe der Zeit nicht nur eine große Puppentheatersammlung zusammen, sondern auch ein enormes Wissen. Als er sich 1906 in Leipzig eine eigene Stadtvilla errichten ließ, war eine Etage für seine Puppentheater- und seine Zauberkunstsammlung vorbehalten. 1912 und 1913 erwarb er zwei vollständige Marionettenbühnen, mit denen er in Leipzig öffentliche Vorstellungen geben ließ. 1914 kamen zwei weitere Bühnen hinzu, die direkt für eine museale Präsentation bestimmt waren. 1927 schenkte er seine Sammlung der Stadt Leipzig. Sie wurde in der Europa-Abteilung des Völkerkundemuseums im neuerrichteten Grassi-Museum aufgestellt. Zugleich wurden hier bis zur Zerstörung des Museumsgebäudes 1943 regelmäßig öffentliche Aufführungen gegeben. Durch die Luftangriffe auf Leipzig gab es Verluste, die meisten Objekte aber blieben erhalten. Nach 1945 wurde Kollmanns Sammlung aber nicht mehr gezeigt. Im Rahmen der Profilierung der Museen der DDR erfolgte ab 1972 die Überführung der Exponate in die Puppentheatersammlung. Sie wurde hier mit der Sammlung Link vereinigt, die einst in enger Beziehung zu Kollmanns Sammlung entstanden war.

Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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