Rudolf Bergander hatte an der Porzellanmanufaktur Meißen gelernt und 1929 bis 1933 bei Otto Dix und Richard Müller an der Dresdner Akademie studiert. Das noch in der Studienzeit in altmeisterlicher Technik gemalte Mädchenbildnis weist ihn als einen eigenständigen Dix-Schüler aus. In der Farbigkeit eigenwillig, in der Zeichnung und Modellierung des Gesichts exakt ausgeführt, vermittelt dieses Bildnis besonders glaubhaft, dass Dix gerade seinem Schüler Bergander große Begabung bescheinigt haben soll.
In der melancholischen Farbigkeit einer Abendlandschaft erscheint vor dem Landschaftshintergrund das markante Profil eines jungen Mädchens im roten Mantel mit Pelzkragen. Mit einer solchen Farb- und Landschaftsauffassung steht das Bildnis einer auch als Magischen Realismus bezeichneten Strömung nahe. Bergander trat in anderen Frühwerken besonders als Maler mit sozialkritischem Blick hervor, in diesem Werk führt ihn allerdings sein ganz konkretes Interesse an einer selbstbewussten, jungen Frau zu einem sehr persönlichen Bildnis, in dem er zugleich auch das Zeitgefühl einer Generation zwischen den Weltkriegen zu spiegeln vermag. Bekannt wurde der Maler Rudolf Bergander in erster Linie als Professor und Rektor der Dresdner Akademie von 1951 bis 1965.
Text: Birgit Dalbajewa, 2021