Der Hering, eines der beliebtesten holländischen Nahrungsmittel, galt im 17. Jahrhundert als Arme-Leute-Essen und als Fastenspeise. Unter ganz anderem Blickwinkel betrachtete der Haarlemer Maler Joseph de Bray den Fisch: Er würdigte ihn in einem Stilleben durch ein auf eine Steinkartusche geschriebenes Lobgedicht, das mit einem Ehrenkranz aus Heringen, Zwiebeln und Weinlaub umwunden ist. Die Verse stammen aus der Feder des Dichters und Arztes Jacob Westerbaen, eines Onkels des Malers, der in humorvollen und zuweilen derben Worten die Vorzüge des Pökelherings pries. Demnach sei der Hering bestens geeignet, einem Kater vorzubeugen und den Körper für erneuten Biergenuss bereit zu machen. Auch gegen Übelkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und bei Verdauungsschwierigkeiten wirke er hervorragend. Der medizinische Nutzen verband sich im Pökelhering somit auf praktische Weise mit den Ernährungsgewohnheiten und -möglichkeiten des normal situierten Holländers, dessen Geldbeutel Schlemmereien in der Art flämischer Bankettstilleben nicht zuließ. Die im Gedicht genannten, die Heringsmahlzeit komplettierenden Speisen wie Brot, Zwiebeln sowie helles und dunkles Bier sind vor der Steinkartusche auf einem weiß gedeckten Tisch zu einem Stillleben in ausgewogenen, fein abgestimmten Grau-, Braun- und Weißtönen arrangiert. Es darf zugleich dem legendären Erfinder des Einsalzens der holländischen Heringe, dem Fischer Willem Beukels aus Biervliet, zum ewigen Gedenken dienen.