Ab 1927 war Wilhelm Dodel Meisterschüler von Otto Dix, er folgte sowohl dem sozialkritischen Verismus, der den Lehrer bereits um 1920 berühmtberüchtigt gemacht hatte, als auch dessen aktueller, altmeisterlich geprägter Malweise. Ab 1933 trat der gebürtige Deutsch-Russe jedoch vor allem mit ganzfigurigen, idealisierten, meist von einer Blumensymbolik begleiteten Porträts hervor, die einem linienbetonten, für die Zeit typischen Klassizismus verpflichtet waren. Das Bildnis der Margaret Leiteritz (1907–1976) in Rot ragt aus dieser Reihe durch seine eindringlich-lebendige Charakterisierung heraus. Die in Leipzig als Bibliothekarin ausgebildete Tochter eines Dresdner Malers hat dem Künstler wiederholt Modell gestanden. Zunächst in der Bibliothek der Dresdner Kunstgewerbeakademie tätig, hatte sie 1928 bis 1931 ein Studium am Dessauer Bauhaus absolviert. Die gebildete junge Frau ist im rostroten Kleid vor einer ebenfalls roten, arabesken-verzierten Wand schreitend im Profil dargestellt. Das sanft um den Körper der jungen Frau flatternde, durchsichtige blaue Band bietet ebenso wie die damastartig changierenden und glänzenden Ornamente im Hintergrund Gelegenheit zur Verwirklichung maltechnischen Raffinements. Im Unterschied zur satirischen Kritik des entlarvenden Blickes von Dix suchte Wilhelm Dodel nach dem Bild des Menschen einer von ihm ersehnten neuen Gesellschaft. Schönheitsideale fand er in der von humanistischen Vorstellungen geprägten Ästhetik der Frührenaissance. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

1968 erworben von Regina Querner, der Schwester des Künstlers, Börnchen