Landschaftsmalerei spielte im OEuvre Feuerbachs eine untergeordnete Rolle. Meist dienten ihm die auf Reisen angefertigten Naturstudien lediglich als Hintergrund für seine anspruchsvollen Figurenkompositionen. Die „Landschaft mit Ziegen“ gehört zu einer kleinen Gruppe von Landschaftsbildern, die der Künstler Anfang der 1870er Jahre malte. Die frische Unmittelbarkeit und der lebendige Kontrast von Hell und Dunkel lassen an Freilichtstudien denken, doch ist eine solche Arbeitsweise bei Feuerbach nicht bekannt. Vielmehr arbeitete er meist nach Zeichnungen, auf die er noch Jahre später zurückgriff.
Bei dem Dresdner Bild dürfte es sich um ein Motiv aus der römischen Campagna handeln. Der Künstler wählte einen Ausschnitt mit breitem Raum für Vorder- und Mittelgrund sowie einer hochgezogenen Horizontlinie. Indem er die idyllische Szenerie einer ruhenden Ziegenherde ohne übermäßigen Detailrealismus in summarisch vereinfachten Formen zusammenfasst und gleichzeitig die Tiefenwirkung auf den Blick in die hügelige Landschaft reduziert, steigert er das anspruchslose Motiv ins Erhabene. Kargheit der Landschaft und kompositorische Strenge führen zu einer ernstdüsteren Grundstimmung. Die Farben sind dünn und breitflächig aufgetragen und reichen von stumpfem Graubraun über das für Feuerbach charakteristische Mattgrün bis Ocker. (Autor: Heike Biedermann, 2018)

1930 erworben aus der Sammlung Simms, Hamburg