Der venezianische Künstler Giovanni Antonio Canal, der sich Canaletto nannte, ist größter Meister der europäischen Vedutenmalerei. Nachdem diese Gattung erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Italien Verbreitung fand, vor allem Dank niederländischer Künstler wie Gaspar van Wittel, führte Canaletto die Kunst sinnfällig gemalter Stadtansichten zu einem unerreichten Höhepunkt. Glücklicherweise weihte er auch seinen Neffen Bernardo Bellotto, der sich dann ebenfalls Canaletto nannte, in diese Kunst ein, so dass wir von Dresden und Pirna gleichfalls faszinierende Stadtansichten aus der Mitte des 18. Jahrhunderts besitzen.
Die Ansicht vom Canal Grande ist eines der frühen Hauptwerke Canalettos. Es entstand 1724, eventuell im Auftrag des kaiserlichen Gesandten Colloredo. Der Künstler dürfte die Vedute vom Piano nobile des Palazzo Garzoni skizziert haben. Der Blick führt tief in den Stadtraum bis zur Rialtobrücke: Vom Bildrand links überschnitten ist der Palazzo Barberigo della Terrazza zu sehen, auf der anderen Seite eröffnet der Palazzo Corner Spinelli die Flucht der Fassaden entlang des Canal Grande. Mit großer Freude am Detail überliefert Canaletto in den Staffagefiguren, den Schiffen und Gondeln auf dem Wasser wie aber auch in der Baussubstanz der Palazzi das Venedig seiner Zeit. Es spricht für die hohe Qualität dieser Malerei, dass der dynamische, von Licht und Schatten stark belebte Gesamteindruck in einer ausgeglichenen Balance zu dem erzählerischen Reichtum der Szenerie steht.