Beate Gütschows fotografische Architekturen zeigen rohe Fassaden, leere Plätze und unwirtliche öffentliche Räume. Abweisende Betonbauten bilden hier modernistische Stadtlandschaften, bei denen sich das Vertrauen in die Stabilität und Permanenz des Materials mit dessen allmählichem Verfall verbindet. Zwischen den aufragenden Bauten finden sich die Spuren von Zerstörung, Berge von Müll und Abfall, Bauschutt und halb fertige Architekturen. Das Schwarz-Weiß der Fotografien legt eine triste Stimmung über die dargestellten Szenen. Die bunte Bilderwelt der Werbung, die den Innenstädten eine – wenn auch kommerzielle – Lebendigkeit verleiht, fehlt in den Fotografien von Beate Gütschow vollständig. Lediglich im Bildmittelgrund stehen mehrere Gruppen von Personen etwas verloren beieinander. Tatsächlich findet die Fotografin diese Stadtlandschaft nicht in der Wirklichkeit, sondern verdichtet am Computer unzählige Einzelstücke zu einer neuen Bildrealität. Diese präsentiert sich dem Betrachter mit einer derartigen Perfektion, dass er deren manipulative Bruchlinie nicht mehr wahrnehme kann. Und doch bleibt ein leichtes Unbehagen, eine Ahnung, dass in diesen Städten irgendetwas nicht stimmen kann. Und der Betrachter beginnt seine Suche nach dem Geheimnis in diesen taghellen und weiten Räumen: Was ist hier passiert und worauf warten jene Menschen? (Autor: Dietmar Elger, 2018)

Schenkung des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im Bundesverband der Deutschen Industrie e.V.