Hans Hartung wurde 1904 in Leipzig geboren und besuchte in Dresden das Gymnasium. Für das Studium der Philosophie und Kunstgeschichte ging er zunächst in seine Geburtsstadt zurück, wechselte aber im folgenden Jahr bereits an die Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Hier hatte er 1931 seine erste Ausstellung in der Galerie Kunstausstellung Kühl.
Hartungs erste abstrakte malerische Experimente reichen bis in die frühen 1920er-Jahre zurück. Das charakteristische Formenvokabular einer lyrischen Abstraktion entwickelte er allerdings erst nach 1947. Der deutsche Expressionismus und der französische Surrealismus waren die entscheidenden Anreger für seine Malerei. Hartung entwickelte die „écriture automatique“ der Surrealisten für sich weiter, indem er deren automatische Niederschrift abstrakter Gesten zu einem seismografischen Ausdruck innerer Befindlichkeiten verdichtete.
Parallel zu den ersten abstrakten Zeichnungen entstand in den zwanziger Jahren auch ein gegenständliches Werk, angeregt von der französischen Malerei des Fauvismus und Kubismus. Zu diesen Beispielen gehören auch die beiden figurativen Bilder in unserer Sammlung, der „Stehende weibliche Akt im Atelier“ und der zur gleichen Zeit entstandene „Weibliche Akt am Fenster“. (Autor: Dietmar Elger, 2016)