1970 verbringt Markus Lüpertz ein Jahr als Stipendiat in der Villa Romana in Florenz. Hier, aus der Distanz, gewinnt er einen neuen Blick auf seine Heimat und entwickelt die so genannten „Deutschen Motive“. Zu ihnen gehört auch das Bild „Rast, dithyrambisch“ von 1974. Die Darstellung militärischer Motive wie Uniformmützen, Stahlhelme, Spaten oder sogar des Westwalls waren eine Provokation in Zeiten studentischer Proteste gegen die Verstrickungen ihrer Vätergeneration in die nationalsozialistischen Verbrechen. Allerdings sind auch Lüpertz’ „Deutsche Motive“ keine unreflektierte Hommage.
Für Markus Lüpertz ist eine Dithyrambe „jeder Gegenstand, der im Wege steht“ (1973). Der Titel „Rast, dithyrambisch“ verweist auf die Verdichtung des Motives zu einem kompakten Formgefüge. Der Stahlhelm steht hier nicht im Zentrum der Komposition. Er sitzt über einem dunklen Körper mit roten Schulterklappen und Lendenschurz, der damit eher an eine römische Rüstung erinnert, die hier auf einen zweirädrigen Wagen montiert scheint. Das Motiv füllt die Bildfläche in voller Höhe aus und betont so ihre monumentale Form. Dem Stahlhelm und der Rüstung fehlen allerdings ihr menschliches Innenleben. Sie sind leere Attribute einer unbewältigten Geschichte. Den Hintergrund füllen ein ockerfarbenes Feld und ein blauer Himmel. Beide hat Lüpertz in schnellen Pinselzügen mit Ölfarbe ausgeführt, deren stumpfer Oberflächencharakter seine damaligen Motive auf spezifische Weise unterstrich. (Autor: Dietmar Elger, 2018)

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