Die Gestalt des Harlekin oder Pierrot als Spiegelbild einer als heillos und fremd empfundenen Welt inspirierte Maler immer wieder. Vor eine unbemalte weiße Leinwand gestellt, wird die Harlekinfigur, die hier im Atelier oder Malsaal eher als kostümiertes Modell erscheint, zum Symbol für den Künstler schlechthin und verweist wohl auch auf die Situation des alternden Kunstprofessors selbst. Hettners Berufung an die Dresdner Kunstakademie, zunächst zur Leitung des Aktzeichnens als einer zu sichernden Ausbildungstradition, wurde 1916 in Frage gestellt, da er als übermäßig modern galt. Zur Zeit der Entstehung des Gemäldes aber, als er bereits wieder aus der Akademie ausgeschieden war, gehörte die ihm vertraute Malkultur des Spätimpressionismus und Expressionismus bereits der Vergangenheit an. Hettners Bildnis ist ein Meisterwerk des sinnlichen Umgangs mit der direkt aufgebrachten, pastosen Farbe. Die Töne des Rot-Gelb-Blau-Dreiklangs der Rhomben im Harlekinkleid sind kontrastreich zueinander gestellt und spiegeln sich in dem vom Zweispitz beschatteten Gesicht, das in einer George Rouault verwandten Intensität modelliert ist. Hans Grundig sah in Hettners Harlekin nicht nur „kostbar schöne Malerei“, sondern auch das Gleichnis des Lebens seines lungenkranken Lehrers, den er als hochgewachsen und schmalgesichtig, geistvoll und belesen beschrieb. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

1931 erworben aus dem Nachlass des Künstlers als Schenkung der Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung