Eine Stadt bei Nacht, der Schauplatz wird vom Licht der Straßenlaternen kalt beleuchtet, die Architektur wirft lange, scharf geschnittene Schatten. Im Hintergrund parkt eine Limousine vor dem prachtvollen Portikus eines Hotels – die gesichtslose Welt der „großen Leute“. Vor dieser menschenleeren, abweisenden, sowohl an die frühen kryptischen Bilder von Giorgio de Chirico als auch an den zeitgenössischen Film (Phil Jutzi, G. W. Pabst, Fritz Lang) erinnernden Kulisse sitzt ein einsames Paar im Schatten und Schutz eines mächtigen Brückenpfeilers. Die eng umschlungenen Figuren in Nahsicht zeigend, prägt Hofmann ein schonungsloses, eindrückliches Porträt zweier Liebender in Zeiten von Wirtschaftskrisen, Inflation und Massenarbeitslosigkeit. Mann und Frau sind für die konkrete Situation – „unter einer Brücke“ – zu elegant gekleidet; weder der dunkle Anzug noch das rote Kleid wirken verschlissen. Die Blicke und Körper der zwei Liebenden verraten viel über ihre Not: stumpfsinnig introvertiert und schlaff die Frau, sorgenvoll und angespannt der Mann. Zwei aus dem Kopfsteinpflaster herauswachsende, in sich verschlungene Löwenzahnblumen spiegeln die Bildaussage und sind zugleich Symbole der Vergänglichkeit des Lebens.
Die von einem markanten Verismus geprägte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Missständen steht im Mittelpunkt des Frühwerks von Werner Hofmann. In der Darstellung nüchtern, zugleich altmeisterlich in der Maltechnik, ist er ein ebenso typischer wie bedeutender Vertreter der Neuen Sachlichkeit in Dresden. (Autor: Andreas Dehmer, 2018)

1970 erworben vom Künstler