Carl Ludwig Kaaz erlernte sein künstlerisches Handwerk bei Johann Christian Klengel und Jacob Wilhelm Mechau an der Kunstakademie in Dresden. 1801 ermöglichte ihm die Dresdner Schriftstellerin Elisa von der Recke eine längere Reise mit seinem späteren Schwager, dem Sohn des berühmten Porträtisten Anton Graff, über Frankreich und die Schweiz nach Italien, wo sich ein mehrjähriger Aufenthalt in Rom bis 1804 anschloss. Zahlreiche Studienausflüge führten ihn vor allem in die römische Campagna, darunter die Albaner Berge mit ihren beiden sagenumwobenen Kraterseen aus erloschenen Vulkanen. Sie waren schon in der Antike beliebte Ausflugsziele der römischen Oberschicht und bildeten den Hintergrund mythologischer Erzählungen. Der kleinere Nemisee war als „speculum Dianae“ der Göttin der Jagd, Diana, geweiht.
Kaaz’ bald nach seiner Rückkehr aus Italien geschaffenes Gemälde zeigt die Umgebung dieses Sees als idyllisches Arkadien, das im Vordergrund durch ein Hirtenpaar und eine Schafherde belebt wird. Der Blick wird über den See nach Osten auf das am felsigen Kraterrand gelegene Genzano geführt. Dahinter öffnet sich schließlich die weite Ebene der Campagna zum Tyrrhenischen Meer hin. Motivisch wie stilistisch zeigt der stimmungsvolle Naturblick große Nähe zu den Werken von Claude Lorrain und Gaspard Dughet. Nur leicht variiert griff Kaaz das Motiv wenig später als Wandbild für den Steinsaal von Schloss Frohburg bei Altenburg erneut auf. Es stellt eines der ersten monumentalen Wandbilder der deutschen Frühromantik dar und zeugt nicht zuletzt auch von der intensiven Auseinandersetzung des Künstlers mit der Wandmalerei in Italien.
(Autoren: Stephan Dahme, Andreas Dehmer, 2016)