Zusammenspiel und Raumwirkung von Licht und Schatten waren zeitlebens zentrale Aufgabenstellung für den in Dresden geborenen und ausgebildeten Grafiker, Fotografen und Maler Edmund Kesting. Den Bedingungen der Zeit geschuldet, wendet sich der experimentierfreudige Avantgarde-Künstler neben seinen Abstraktionen in den 1930er- und 40er-Jahren auch fotografisch und zeichnerisch dem Motiv der barocken Stadt und namentlich der Frauenkirche zu. Das Gemälde entstand unter dem Titel „Rhythmische Synthese eines Stadtbildes“, bevor es der Maler aufgrund einer zu befürchtenden Hausdurchsuchung in seinem Atelier übermalte, wie Joachim Menzhausen 1994 berichtete. Verändert wurde dabei der formal begründete Rhythmus einer im Zickzack aufsteigenden Lichtführung zugunsten einer traditionelleren Bildordnung.
Die Kuppel der Frauenkirche erscheint, vor blaugrünem Nachthimmel in Licht getaucht, über der Häuserfront der Münzgasse. Während Kuppel und Ecktürmchen der Kirche sowie das von der Brühlschen Terrasse herabführende Treppengeländer vorn unter dem Eindruck des Naturvorbildes detailreich ausgeführt sind, erscheinen die in Schatten getauchten Dachgiebel und die Fassadenreihe summarisch, eigenständigen Farb- und Formideen unterworfen. Die Häuserfassaden werden im Laternenlicht zu gelb, orange und weiß gegliederten Farbflächen. (Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)