Effekte im Farbauftrag von sehr dünnflüssigen oder trocken verriebenen Farben, das Kratzen mit der Rückseite des Pinsels oder Verwischungen setzte der Maler Willi Kriegel mit Vorliebe ein. So ist hier die Materialität der verschiedenen Glasgefäße oder des Wassers wiedergegeben. Ein dickwandiger Glaskasten mit Goldfischen steht auf einem Fensterbrett, seine Außenseite spiegelt das Licht. Die Utensilien zur Pflege des kleinen Aquariums stehen nah dabei, auf einem Weckglas, dessen Durchsichtigkeit dem Maler wiederum Herausforderung war, liegt ein Kescher. Mittendrin welkt eine dunkle Rose. Den leuchtenden Orangetönen der Goldfischhaut sind violette und blaue Reflexe auf der glatten Fensterbank zugesellt.
Zu Stillleben, in denen Totes und Lebendiges nebeneinander erscheinen, insbesondere aber Morbides und Welkendes das Interesse des Malers weckte, hatte sich Kriegel zunächst durch das Wiener Frühwerk von Oskar Kokoschka anregen lassen. Bei Kokoschka, der mittlerweile andere Wege beschritt, hatte Kriegel in Dresden 1923 auch studiert. Nach originellen Bildnissen, die dem magischen Realismus nahestanden, fand Kriegel zu Landschaftsdarstellungen und immer wieder Stillleben, die in der 1930er-Jahren Anerkennung sowohl international als auch durch die offizielle Kunstpolitik im Dritten Reich fanden. (Aurotin: Birgit Dalbajewa, 2021)