Hilde Rakebrands Werk als Malerin ist – im Ergebnis ihrer Ausbildung an der Dresdner Kunstgewerbeschule bei Carl Rade, dessen Meisterschülerin sie von 1925 bis 1929 war – charakterisiert von einer ausgeprägt individuellen Formensprache und großer Experimentierfreude, besonders im Umgang mit Malmaterialien und -techniken. Schnittmuster, Ornamente oder organische Formen, beispielsweise Holzstrukturen, dienten ihr als Anregungen. Durch entschiedene Konturen heben sich in vielen ihrer Bilder Flächen schablonenartig gegeneinander ab und erzeugen häufig eine unwirklich überexakte Wirkung, die dem Magischen Realismus nahe steht.
Für das „Selbstbildnis mit erhobenen Händen“ ist ein biografischer Hintergrund zur Zeit des Erstarkens der nationalsozialistischen Bewegung, namentlich auch in Dresden, belegt. Das Porträt bezeugt das persönliche Empfinden der soziopolitischen Situation. Die Künstlerin bewegte sich damals im Umkreis des Theologen und Religiösen Sozialisten Paul Tillich. Der warnende Händegestus steht in Bezug mit einer Inschrift auf der Bildrückseite: „Ein schlimmes Ende wird kommen. Wir werden überleben! Wird es einen neuen Anfang geben? Wir hoffen!“
Rakebrand war nach 1945 am Neuaufbau der Gemäldegalerie in Pillnitz beteiligt, 1955 bis 1958 war sie Leiterin und bis 1964 Direktorin der Porzellansammlung und des Museums für Kunsthandwerk der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. 1958 leitete sie die Rückführung der Bestände des Grünen Gewölbes aus Moskau. Im Ruhestand baute sie eine Sammlung von Jugendstilglas auf, die als ihr Vermächtnis seit 1991 das Dresdner Kunstgewerbemuseum bereichert. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

2016 erworben aus Privatbesitz, Dresden, vormals Nachlass Hilde Rakebrand