Neben Hans Grundig und Wilhelm Lachnit schuf auch der zu Unrecht weniger bekannte Dresdner Künstler Gustav Alfred Müller Figurenbilder, die sich sozialkritischen Themen stellten und das Leben von Arbeiterfamilien und -kindern schilderten. Ungewöhnliche Bildkompositionen, die womöglich vom Filmschaffen jener Zeit beeinflusst sind, waren dabei für alle genannten Künstler typisch: Einzelne Figuren, meist Kinder, werden ganz nah an den Bildrand und Betrachter herangerückt, Blickbeziehungen und Distanzen zwischen Bildprotagonisten angelegt, die eine sprechende Handlung in einem Bühnenraum suggerieren. Allerdings folgte Müller einer eigenen stilistischen Auffassung. Aus der Schule Max Feldbauers und Oskar Kokoschkas sind Anregungen zu einer teppichartigen Farbstruktur eingeflossen, neben die Münchner „Tonigkeit“ stellt der Maler schon bald die offene Farbe, wie hier im Bild das leuchtende Blau des Kleides der Mutter.
Dass Gustav Alfred Müller von seiner künstlerischen Natur her in erster Linie Maler war, d.h. ohne Liniengerüste mit Farb- und Tonwerten zu modellieren verstand, davon zeugen sein reiches Aquarellschaffen ebenso wie seine großformatigen Lithografien. Müller zog sich 1932 aus der Großstadt nach Löbau zurück und pflegte unter anderem seine Vorliebe für das zügig gemalte, farbgesättigte Landschaftsaquarell. (Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)