Georg Treu (1843–1921) gilt als einer der prägendsten Direktoren im Albertinum. Als klassischer Archäologe hervorgetreten, öffnete er im späten 19. Jahrhundert die Königliche Skulpturensammlung für damalige Gegenwartskunst. Dank seines Engagements gelangten Hauptwerke von Auguste Rodin und Constantin Meunier, Max Klinger, Franz von Stuck, Georg Kolbe und anderer in das Museum.
Der umtriebige Direktor, der in Dresden „das Moderne mit dem Antiken so schön zu vereinigen verstand“, wurde mehrfach porträtiert, u. a. von August Hudler, Georg Wrba und Hugo Erfurth. Auf dem Bildnis von Leon Pohle erscheint er in sich ruhend bei der Betrachtung einer Bronzestatuette von Klinger. Das gesenkte Haupt lässt ihn nachdenklich und konzentriert erscheinen. Leon Pohles ausdrucksstarkes Porträt des damals 60-jährigen Gelehrten war eins seiner besten – und letzten: 1903 musste er krankheitsbedingt das Professorenamt an der Kunstakademie aufgeben. Nachfolger wurde sein ehemaliger Schüler Oskar Zwintscher.
(Text: Andreas Dehmer, 2022)