Der Maler Arthur Segal lebte von 1914 bis 1920 im schweizerischen Ascona in einer lebensreformerischen Künstlerkolonie, beschäftigte sich mit Philosophie und Religion und stellte gemeinsam mit Alexej von Jawlensky und Hans Arp aus. Sein Glauben an das Wirken der Kunst war durch den Krieg beschädigt. Die Erkenntnis, nur wenn es keinerlei Über- und Unterordnung gäbe, sei ein gerechtes Leben möglich, überträgt Segal in die Malerei. Er teilt die Leinwand in möglichst gleich große Abschnitte, verleiht jedem Gegenstand Helligkeitsstufen und bemalt den Rahmen. Felder mit Erdbraun oder Wiesengrün von hellen bis zu dunkleren Stufen stehen neben solchen mit Himmelsblau und sogar Weiß und Schwarz für eine Hauswand. In der Bildmitte erscheint ein Ausschnitt mit Farben des frühen Morgens und des schweren Lichts am Abend. Auf dem Rahmen sind die Farbstreifen der auseinanderdividierten Landschaftselemente in Reihung wiederholt, in den zentralen Bildfeldern folgen sie der Krümmung der Erdoberfläche. Doch verliert sich der Eindruck einer elementaren Landschaft nicht. Die Wölbung des grünen Hügels zieht sich rechts unten über den Rahmen, das Haus ragt mit dem roten Dach über die feste Gitterstruktur hinaus. In den nach 1920 folgenden Werken des Künstlers weichen die abstrakten Landschaftsgitter figurenreichen Bilderzählungen.
Text: Birgit Dalbajewa, 2021