Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Gal.-Nr. 2335 B
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
100 x 120 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2335 B
Die Darstellung ist in ihrer strahlenden Tiefenschärfe, ihrer räumlichen Wirkung und Klarheit ungewöhnlich, selbst in der Landschaftsmalerei der nach Stilisierung strebenden Kunst um 1900. So stellt sich dem menschlichen Auge keine Landschaft dar, auch nicht in klarem nordischen Licht. In Zwintschers Auslegung vermittelt keinerlei atmosphärisches Flimmern, keine weich-malerische Unschärfe kennzeichnet die stets etwas matter und kühler erscheinende Ferne, wie sie u. a. im frühen 19. Jahrhundert in den weiten Überblickslandschaften von Caspar David Friedrich oder später bei dem so erfolgreichen, seit 1901 in Dresden lehrenden Landschaftsmaler Eugen Bracht künstlerisch umgesetzt wurden. Schatten und Licht sind in Zwintschers Blick über den ca. zwölf Kilometer nördlich von Meißen gelegenen Elbbogen hart abgegrenzt, einzelne Farbtöne in strahlenden Kontrasten zueinander gesetzt, Details in sauberer linearer Umgrenzung ausgeführt. Einzelheiten wie etwa die Häuser der Siedlung im Mittelgrund sind, aus der Nähe betrachtet, wohl konstruiert. So auch die Größenstaffelung der Wolken, die der Maler bis zur angestrebten Stimmigkeit immer wieder korrigierte. Äußerst dekorativ – der Kunst des Jugendstils verpflichtet – sind die vor dem dunklen Himmelsblau weiß leuchtenden Wolken über der Ebene verteilt und scheinen in unendlicher Weite hoch über dem Kopf des Betrachters hinwegzuziehen. Und doch stellt sich ein scheinbar vertrautes Bild dar. Stilisierung und Wirklichkeitsnähe sind harmonisch ausbalanciert. Der feierlich große Effekt eines Tages mit solch überragender Sicht (1) wird zu einer Feier des alltäglichen Seins. Der Titel des Bildes ist angelehnt an populäre Volkslieder wie »Die Wanderschaft« von Wilhelm Müller (1794–1827) oder »O Wandern! Wandern! Wie ist’s so schön« von Albert Traeger (1830–1912) (2). Ganz im Sinne damaliger Heimatkunst darf der Mensch sich, wenn auch klein, so doch ganz zu Hause fühlen in einer groß und doch behütet scheinenden Welt. Der Künstler zeigt – eine milieuhafte Staffage weiß er dabei zu vermeiden – eine besiedelte Kulturlandschaft. Fast kartografisch genau scheint die Landschaftssituation am Elbbogen bei Diesbar-Seußlitz nachvollziehbar, mit dem zum Weinanbau genutzten Hang, der rot bedachten sogenannten Heinrichsburg darüber und dahinter dem steil abfallenden rechten Elbufer in der Bildmitte. Die detaillierte Schilderung der farbenfreudigen Dörfer und Straßen, der symmetrisch angelegten Handtuchfelder und Wegverläufe im Mittel- und Hintergrund des Bildes erstrahlt im Licht umso mehr, weil das Waldmassiv im Vordergrund fast überdeutlich in einen dunklen Schatten getaucht und farblich geeint ist. Solche Effekte wussten in der Landschaftsmalerei bereits die alten Niederländer einzusetzen, so zum Beispiel Johannes Vermeer in der »Ansicht von Delft«. Die maltechnische Untersuchung (3) zeigte, dass Zwintscher eigens einen farbigen Überzug in einem rötlichen Ton einsetzte, um diese Wirkung zu erzielen. Der Maler steigerte selbst innerhalb des Wolkenschattens die Flächenwirkung ein weiteres Mal: Helle Baumpartien sind herausgelöst, das Spiel von Hell und Dunkel ist verkehrt.
(Birgit Dalbajewa: 2021)

1 Gesehen vom Golkwald aus; Bildrecherche Andreas Dehmer.
2 Vgl. dazu Andreas Dehmer, in: Bischoff 2010, S. 282.
3 Durchgeführt und ausgewertet von Silke Beisiegel, vgl. S. 49.
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet rechts unten: OZ 1903

1916 erworben von Adele Zwintscher (Witwe des Künstlers) aus der Gedächtnisausstellung des Sächsischen Kunstvereins,
aus Mitteln der Pröll-Heuer-Stiftung

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Albertinum Weltflucht und Moderne. Oskar Zwintscher in der Kunst um 1900
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