Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Gal.-Nr. 3032
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
136 x 161 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 3032
München 1896, über eine neue Ausstellung der Secession am Königsplatz wurde berichtet: »Als Gewähr für die Zukunft der Secession kann nichts besser gelten, als der stete Neuanschluss vielversprechender Talente, wie sie jedes Jahr stattfindet. […] Da ist z. B. ein neuer Name, Oskar Zwintscher, der mit fünf, sechs größeren Arbeiten vertreten ist, die von prächtigem malerischen Können und von starker, wenn auch noch nicht ganz auf eigenen Wegen wandelnder Phantasie zeugen. Wie noch gar manche andere, steht auch er in einem Teil seiner Bilder im Banne des großen Schweizer Meisters [Böcklin], zeigt aber in den übrigen, dass er auch er selbst sein kann.«(1) Eines dieser Gemälde war der »Sturm« – »eine wilde Felsgegend mit antediluvianischen Menschengestalten «,(2) die angeblich aus Zwintschers unmittelbarer Anschauung eines mythologisierenden Gemäldes von Arnold Böcklin in der Münchner Schack-Galerie entsprang (»Pan erschreckt einen Hirten«, 1860); kompositorisch näher ist jedoch eine frühere Fassung im Kunstmuseum Basel (um 1859). Böcklins sonnendurchflutetes Meisterwerk – in dem vollkommene Windstille herrscht – konnte Zwintscher während eines Aufenthalts in München, aber ebenso als Reproduktion gesehen haben. Doch transformierte er es zu einer skurrilen Balgerei nordischen Charakters. Über mehrere Jahrzehnte hinweg wurde das Bild demgemäß auch »Spielende Trolle« betitelt, wodurch der karikatureske Grundton der Szenerie zum Ausdruck kommt (3). Gleichwohl scheint sein Schöpfer jedoch weniger die beiden Figuren, sondern eher die bewegte Atmosphäre der Naturkulisse im Sinn gehabt zu haben, als er sein Werk »Sturm« nannte. Andererseits könnte man vermuten, dass ihm Shakespeares Bühnenstück »The Tempest« mit dem wilden Caliban und Ariels Naturgeistern nicht unbekannt war. In seinen Darstellungsmodi weist das Gemälde auf Zwintschers spätere Landschaftskunst andeutend voraus: »Noch ist die Farbe schwerflüssig, die Darstellung des Gesteins nicht genügend körperhaft und stofflich charakteristisch, und doch ist die Wiedergabe des Elementaren schon erstaunlich packend.«(4) In seinem anklingenden Hang zum Komödienhaften – einer Überlieferung zufolge entstand die Bildidee bei der Betrachtung eines scherzhaften Handgemenges in der Dresdner Heide(5) – zeigt sich das Werk aber auch Zwintschers Tätigkeit als Zeichner für die humoristischen »Meggendorfer Blätter« verpflichtet und bietet Vergleiche zu ähnlich gesinnten Münchner Künstlern wie Adolf Oberländer (1845–1923), der u. a. für die »Fliegenden Blätter« arbeitete. Jedenfalls war Zwintscher dieses Bild sehr wichtig: Weitere Präsentationen folgten 1899 auf einer Ausstellung der Berliner Secession sowie 1900 auf einer der Wiener Secession. Dazu schrieb der einflussreiche Kritiker Ludwig Hevesi begeistert: »Ein Neuer für Wien ist Oskar Zwintscher (Meißen), von dem man mehr sehen sollte, um ihn verstehen zu lernen. […] Das Bild ›Sturm‹, wo zwei Elementar-Gassenjungen sich mit Felsbrocken bombardieren, hat die richtige Art Kraftmeierei, auch im etwas rüden Wurf der Mache.« (6)
(Andreas Dehmer: 2021)

1 Schultze-Naumburg 1896, Sp. 347 f.
2 Ebd.
3 »Zwei Trolle« bzw. später »Spielende Trolle« lauteten die Titel des Bildes zwischen 1965 und 1987 in den Katalogen der damaligen Gemäldegalerie Neue Meister.
4 Heyne 1916 a, S. 56.
5 Ebd.
6 L. Hevesi: Aus der Sezession (5. 4. 1900), in: ders. 1906, S. 254–260, hier S. 256. Dass die »partiell durchscheinende Leinwand […] diesem Werk die Ästhetik des Unvollendeten«
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Bezeichnet rechts unten: O. Zwintscher. 95

Seit den 1920er Jahren in der Sammlung des Fabrikanten Friedrich Emil Krauss, Schwarzenberg (Erzgebirge); 1950 in Folge von Beschlagnahme und entschädigungsloser Enteignung des Betriebs- und Privatvermögens von F. E. Krauss zu den Dresdener Sammlungen gelangt;
2021 erworben von der Erbengemeinschaft nach F. E. Krauss mit Unterstützung der Freunde des Albertinum e. V. und Familie Haccius.
Gemeinsame Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, und der Ernst von Siemens Kunststiftung

Reproduktion
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