An den Akademien in Breslau und Dresden ausgebildet, folgte Jaeckel früh eigenwilligen religiösen Ideen, die sich gegen oberflächliche Moden der Zeit richteten und einer entfremdeten Gesellschaft Halt bieten sollten. In einem Radierzyklus stellte Jaeckel Liebespaare in Vereinigung, Geborgenheit und Loslösung dar. In „Familie“ ist im monumentalen Bildformat ein eng aneinandergerücktes Paar in elysischer Landschaft in Untersicht widergegeben. Der Mann mit den ekstatisch angewinkelten Beinen umfasst in vorsichtiger Berührung den Kopf der Frau, deren Blick himmelwärts entrückt ist. In das Liniengerüst der barock bewegten Figurenbilder, welches durch die strenge Diagonale der Beinpartiien bestimmt wird, fließt Jaeckels Natursymbolik ein: Sandgruben, Baumstämme, Felsen aber auch der Regenbogen über den Köpfen verbindet die in warmen Erdfarben gemalten Leiber mit dem Himmlischen und unterstreicht jene visionär-spirituelle Ausrichtung, die Jaeckels Paarkompositionen ebenso kennzeichneten wie seine späteren Bibelillustrationen. Esoterische Züge prägten seine Gedankenwelt verstärkt nach dem Ersten Weltkrieg. Dessen Opfer zeigte er in aller Drastik bereits im ersten Kriegsjahr, in dem auch dieses Gemälde entstand. In den 1929er-Jahren schuf der Maler vor allem zeittypische, sachliche Frauenbildnisse.
(Autorin: Birgit Dalbajewa, 2021)