Francesco Trevisani, einer der wichtigsten Maler des Spätbarocks in Rom, schuf um 1714 ein gigantisches Gemälde mit dem Motiv des bethlehemitischen Kindermords (250 x 464 cm). Dieses Gemälde entstand im Auftrag von Kardinal Pietro Ottoboni, einem der einflussreichsten Mäzene seiner Zeit in der ewigen Stadt. Das Gemälde gehörte zu einem Zyklus von acht Werken über die Kindheit Jesu, an dem vier verschiedene Künstler beteiligt waren. Nach dem Tod des Kardinals erwarb Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, 1743 dieses Gemälde, wobei auch drei weitere Gemälde aus diesem Zyklus in die Sammlung von Friedrich August II. gelangten (Gal.-Nr. 444, 445, 447 und 505). 1945 verbrannte Trevisanis „Bethlehemitischer Kindermord“ im Dresdener Residenzschloss.
2001 tauchte auf dem Kunstmarkt Trevisanis repräsentative Ölstudie auf, mit der der Künstler Komposition und Kolorit des „Bethlehemitischen Kindermords“ erprobte, bevor er das Motiv auf der großen Leinwand ausführte. Es ist die einzige bekannte Studie, die das Gemälde komplett darstellt. Mit summarischen, pastosen Pinselstrichen entworfen, vermittelt sie auf einzigartige Weise eine Vorstellung, wie Trevisanis große Leinwand vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat. Diese Ölstudie wurde 2022 großzügiger Weise geschenkt von Friends of Dresden Inc., New York.