Das Stillleben entstand im gleichen Jahr wie „Der Tod von Dresden“. Neben dem Schrecken jenes Bildes nimmt sich dieses wie eine Ruhepause von der Wirklichkeit aus. Lachnit zeigt ein klassisches Stillleben mit Gipsabgüssen antiker Statuen; links ein Kopf, im rechten Bildteil eine Hand, die ins Leere greift. Ein weißes Tuch, das über den Tisch bis zur Büste führt, dient einem Wasserglas mit Rose als Untergrund. Hinter der Hand erscheint, gefährlich nah an der Tischkante, eine blaue, schlanke Vase, in der eine zweite Rose steht. Der Hintergrund ist in leuchtende Farbflächen aufgeteilt, deren merkwürdig kantige Form auffällt. Er bestimmt die schimmernde Wirkung des von links einfallenden Lichts.
Stillleben nehmen in Lachnits Werk einen großen Raum ein. In diesem zitiert er akademische Traditionen, indem er sich auf das umfangreiche Antikenstudium während der Ausbildung bezieht. Lachnit benutzt hier den Abguss des sogenannten „Schönen Kopfes von Pergamon“, eine hellenistische Plastik; die Hand ist ein Naturabdruck, der so in entsprechenden Künstler-Bedarfskatalogen angeboten wurde. Wie ein Lehrstück arrangiert er die einzelnen Gegenstände, um verschiedene bildliche Probleme wie die Brechung des Lichts an Oberflächen und im Wasser, die unterschiedliche Stofflichkeit oder die Patina der Statue zu studieren.
(Autorin: Simone Fleischer, 2016)