Im Werk des aus Hamburg stammenden Carl Lohse ist die geradezu explosiv fruchtbare, kurze Schaffensphase zwischen 1919 und 1921 bemerkenswert.
1919 kam der aus dem Kriegsdienst und Gefangenschaft entlassene, mittellose Maler auf Einladung des Armaturenfabrikanten Karl Hebenstreit und seine Frau Lisbeth, geborene Scheumann, in die sächsische Kleinstadt Bischofswerda. Im Haus der kunstsinnigen Familie des Kolonialwarenhändlers Scheumann lernte er auch Arnold Vieth von Golßenau (1889–1979) kennen, der seit 1930 unter dem Pseudonym Ludwig Renn als Schriftsteller bekannt wurde.
Das monumental ins Bild gesetzte Gesicht dieses Mannes erscheint in den beleuchteten Partien, in einer nicht mehr steigerbaren Klärung der Farbwerte, in Fahnenrot. Zusätzlich ist die Leuchtkraft des Rots durch den maximal ausgereizten Kontrast zum Grün der Brillengläser verstärkt. Die wenigen Schattenpartien und Linienverläufe sind von solcher Prägnanz, dass die Züge des Porträtierten dennoch erkennbar bleiben.
Eine solche radikale Zuspitzung des Kolorits auf wenige ungemischte Grundfarben führte Lohse in einer Serie von Bildnissen aus, die kaum Vergleiche kennt. Den Künstler bewegte dabei auch die Suche nach Ausdrucks- und Symbolwerten der Farbe. Der rote Klang kann sich hier ebenso auf das Gegenspiel zum rötlichen Jackett des mit Schlipsnadel elegant gekleideten jungen Adligen beziehen wie auf das vom Maler empfundene Temperament desselben. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

1979 erworben aus der Kunstausstellung Kühl, Dresden