Das Pulverhorn zählt zu einer Gruppe bemerkenswerter Elfenbeinschnitzereien aus den Werkstätten des sagenhaften Mogulreiches in Nordindien. Heute sind nachweislich wenigstens 93 vergleichbarer Pulverhörner in zahlreichen Sammlungen weltweit erhalten. Die Dresdner Rüstkammer verfügt über gleich zwei solcher Schnitzwerke, die sich bereits vor 1688 im Dresdner Schloss befanden.
Die relativ kleinen Pulverhörner sind zum herrschaftlichen Jagdzubehör zu zählen. Sie sollten das Zündkraut, ein besonders feines Schwarzpulver, für die Zündpfanne einer Feuerwaffe aufnehmen. Eine Montierung aus blankem Eisen bzw. vergoldetem Messing verschließt die Öffnung und ermöglicht zugleich mittels eines Ringes das Tragen an einer Kordel oder Lederband.

Dieses Pulverhorn endet beidseitig in mehreren ineinander verschlungenen Tierfiguren. Der Mittelteil weist zwei szenische Darstellungen auf: Auf der einen Seite des Pulverhorns sind zwei Inder bei einer Vogeljagd zu sehen. Auf der anderen Seite nimmt ein als Europäer gekennzeichneter Mann mit Hut von einem Einheimischen einen Vogel entgegen und überreicht seinerseits ein Säckchen mit Geld. Die Szene zeigt den Ankauf exotischer Tiere durch portugiesische Händler, die ihre Waren anschließend nach Europa brachten. Ein zweites in der Rüstkammer erhaltenes, sehr ähnliches Pulverhorn trägt keine szenischen Darstellungen, siehe Inv.-Nr. X 0381 a.