Die 1585 verstorbene Kurfürstin Anna ist aufrecht und mit geschlossenen Augen wiedergegeben. Beinahe ohne Schmuck und in schwarz-weißer Kleidung wirkt das Porträt im Gegensatz zu dem Totenbildnis des Kurfürsten August, Inv.-Nr. H 0117, zurückhaltend. Tatsächlich ist das Gewand jedoch aus edelstem Stoff gefertigt, die dicht gefältelten Krausen an Hals und Handgelenken aus Leinen sind ebenso wie die Haube mit feinster Spitze besetzt. Ein hauchzarter Schleier liegt über der Stirn. Das Hals- und Schultertuch besteht aus seidig glänzendem Stoff. Auch wenn die Verstorbene hier außer den beiden Fingerringen keinen Schmuck trägt, so hinterließ sie doch neun wohlgefüllte Schränkchen mit Schmuck, von dem sich einige Stücke im Grünen Gewölbe erhalten haben, z.B. der Anhänger mit den Initialen AA, Inv.-Nr. VIII 286, und die Gürtelkette mit Lapislazulikugeln, Inv.-Nr. VIII 279. Das Gemälde ist zusammen mit seinem Gegenstück, dem Porträt des Kurfürsten August auf dem Sterbebett, Inv.-Nr. H 0118, seit 1595 in der kurfürstlichen Kunstkammer nachweisbar.
Totenbildnisse sind ein eigenes Genre innerhalb der Porträtmalerei. Sie hielten die Erinnerung an den Verstorbenen wach. Das Versenden von gedruckten Beschreibungen des Trauerzuges, illustriert mit Holzschnitten sowie dem Bildnis des Verstorbenen an andere Fürstenhäuser bildeten einen wichtigen Bestandteil der Trauerzeremonien.